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The Subways/ Jennifer Rostock – 4. Mai im Radialsystem V

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Das Schöne an Festivals ist ja, dass mensch sich in Ruhe unbekannte Bands anschauen kann. Jennifer Rostock also. Oder “Jenni”, wie sie liebevoll von ihren Fans genannt wird. Kopf oder Zahl ist ein Song, der in die Beine geht. Die Zeile “Hoffnung, Hoffnung, tanz dich barfuß durch die Welt” hat was. Aber bei Jennifer Rostock wusste ich nie so recht, was ich von der jetzt nun wieder halten sollte.

Und dann kommt da dieses kleine, viel zu dünne Persönchen mit diesen langen, schwarzen Haaren auf die Bühne und rockt das Haus. Eine Stimme und ein Mundwerk, mit dem sie gar nicht anders kann als auf der Bühne ihr Publikum zu unterhalten. Alles andere wäre pure Verschwendung.

Live hat das alles nur noch sehr wenig mit dem Synthiegefiepe der Single Kopf oder Zahl zu tun. Da wird aus der auf myspace selbstgegebenen Schubladisierung “Elektro, Punk, Pop” ganz schnell Rock mit ein wenig Pop und Elektro als Dreingabe. Punk ist das gesamte Erscheinungsbild irgendwie auch, aber mehr im Sinne von Punk ist… von den Ärzten. Ich konnte mich auch des Gedankens nicht erwehren, dass Frau Rostock eine perfekte Projektionsfläche dieses Popfeminismus bietet, wie er u.a. letztens von Bernadette La Hengst für den Spiegel formuliert wurde.

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Die Subways. Lange Monate schon wartete ich darauf, die Mischung aus zuckersüßen Melodien und hartem in die Saiten Hauen live erleben zu dürfen. Gestern sollte es soweit sein. Und doch ganz anders kommen. Drummer Joshua Morgan hat es mit einem Virus darniedergelegt. Billy Lunn und Charlotte Cooper spielten ein kleines Set mit Akoustikgitarre und Bass. Viel zu kurz die Setlist. Umso intensiver der Gig.

Aufgeregt waren die beiden. Mit verschmitztem Grinsen machte Lunn seine Ansagen, ein guter Schuss Nervosität immer dabei. Cooper sagte nicht viel, aber auch ihr Gesicht sprach Bände ob der Begeisterung des Publikums. Es war ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass eine sympathische Band den musikalischen Genuss um einiges zu steigern vermag. Das neue Album “All Or Nothing” wird im Juni erscheinen und der gestrige Auftritt war wohl so ziemlich die erste Gelegenheit, die neuen Songs ohne das Gewand einer plugged-in-Gitarre und eines Schlagzeugs zu präsentieren. Dass das bei den Subways aber mal so richtig gut funktioniert, ist bestens bekannt. Lunn’s Stimme trägt ganze Lieder fast wie von selbst. Kraft verbindet sich gekonnt mit dieser melodiösen Harmonie, die die Briten mit der Muttermilch eingeflößt bekommen. Singen die beiden dann im Duett, kreieren sie die Sahnehäubchen ihrer Musik.

Den Saal hab ich mit einem breiten Grinsen und einem tiefen, inneren Glücksgefühl verlassen.

One Comment

  1. Vielleicht hast du ja mal Lust, das Album von den Pseudo-Rostockern anzuhören, mit einem zischenden Pils in der Hand, die letzten Abend füllenden Sonnenstrahlen auf dem Balkon genießend – bei dir oder mir?

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