die katrin

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Von Kunden, Königen und einem anstehenden Massaker.

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Neulich war ich im Palika Bazar. Das ist ein Untergrundlabyrinth mit drölfmillionen Shops, in denen Klamotten und zugehöriger Kleinkram sowie jede Menge Elektroschrott verkauft wird. Jeder Händler hat geschätzte 4qm Platz für seine Auslagen. Auf jeden Marktbesucher kommen 4 Verkäufer. Jede Menge Zeit, den entlang schlendernden potenziellen Kunden gehörig auf die Nerven zu gehen. “Mam, excuse me, Mam!” “Mam, look here!” “Excuse me, excuse me, Mam, excuse me!” Mam hier, Mam da. Es ist einfach nur unfassbar aufdringlich. Und kaufen tu’ ich bei solchem rumgemamme erst recht nix. Blöd für die Händler. Denn aus dem Augenwinkel sahen einige Sachen ganz interessant aus.

Ich raff’s einfach nicht, wie die hier ticken. Also zuerstmal gibt es hier ein ausgeprägtes Verständnis von Kundenservice. Nichts schlechtes soweit. In jedem Laden gibt es pro Quadratmeter mindestens 1 Angestellten. Irgendwie müssen diese Massen an Menschen sich ja beschäftigen. Mittlerweile bin ich sogar schon verwirrt, wenn ich nach den ersten 3 Metern immer noch alleine rumstehe. Wenn man dann sagt, man möchte erstmal nur schauen, dann wird man etwas verwirrt zurückangeschaut, aber häufig genug dann doch in Ruhe gelassen. Man kann sich allerdings sicher sein, dass der Angestellte immer wenige Schritte hinter einem ist. Man könnte ja doch eine Frage haben. Oder sich gar ein Oberteil aussuchen. Das mensch dann tunlichst nicht selbst tragen darf. Wäre ja unhöflich vom Verkäufer, dem Kunden so etwas zuzumuten… Das wiederum wirft eher ein interessantes Licht auf die geldhabenden Inder hier, aber nun gut. Dieser Aspekt kundenorientierten Verkaufens ist allerhöchstens für servicewüstengewöhnte Deutsche irritierend und ansonsten recht entspannend.

Kommen wir zu Stufe 2. Wann immer man etwas bestimmtes sucht, das Gesuchte findet und sich zu allem Glück zum Kauf entscheidet, passiert hundertprozentig eines: Es folgt ein Angebot für etwas dazu Passendes. Das ist nervig an Tagen, an denen morgens das linke Bein den Boden zuerst berührt hat. Ansonsten eigentlich auch eine nette Geste und mit einem freundlichen “No, thank you” sind die meisten dann auch zufrieden.

Bliebe noch Stufe 3. Man geht in einen Laden, zum Beispiel in den großen Tante-Emma-Laden hier auf dem Campus. (Alle Läden auf dem Campus sind Tante-Emma-Läden, sie unterscheiden sich nur durch groß/klein und mit Obst/ohne Obst. Ansonsten haben sie alle grob dasselbe Angebot.) In dem großen Tante-Emma-Laden gibt es eine 1qm-Ecke mit Drogerie-Artikeln und minimum 3 Angestellten auf diesem Fleckchen. Der scheele Blick geht zur Zahnpasta und zack! stehen 2 Leute neben einem. Und wehe, ich greife zur simplen Standard-Zahnpasta. Oh Weh! Oh nein! Es muss die gute 100%-Kräuter-Zahnpasta sein! Gedanken an und Vorurteile über den Prenzlauer Berg erscheinen vor meinem geistigen Auge, ich wische sie weg und antworte freundlich : “No thanks, I’ll take this one.” “But, Mam, look, blablabla.” [schon etwas gereizt:] “No, thanks!” “But, Mam!” …
Dank meiner guten Kinderstube bin ich bislang noch nicht ausgetickt. Aber irgendwann wird das passieren, denn zuallererstmal finde ich es total respektlos, die Entscheidung eines anderen Menschen permanent in Frage zu stellen. Sind die hier alle einfach so verzweifelt? Jemandem ständig mit der gleichen Frage hinterrennen und ständig abgewiesen zu werden. Wo bleibt da der Selbstrespekt?

Da ist es geradezu erholsam, wenn man in einen Laden kommt und die einzigen Verkäufer (wie bei der Galeria Kaufhof in Berlin) mit sich selbst beschäftigt hinter der Kasse stehen und quatschen.

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