die katrin

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Luxusprobleme. Oder warum mich das Leben in Deutschland noch ein bisschen mehr ankotzen wird, wenn ich wieder dort bin.

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Eigentlich begann mein letzter Post damit, wie fucking erholsam es ist, wieder hier zu sein. Die Erholung von “ZOMG, der Bus hat eine Minute Verspätung! Damn you, BVG!” Die Erholung von all den “MEGAZOMG, der Zug hat 23 Minuten Verspätung!!! You evilfuckingbastarddeutschebahn, you!!!” An einem Ort zu sein, wo man mit festen Fahrzeiten nicht rechnen, weil man nie genau weiß, wann der Bus jetzt wirklich kommt oder ob gerade eine Riksha vorne an der Ecke steht und wie gut der Fahrer durch den Verkehr durchkommt, ist Balsam für die geschundene durchtechnisierte-Welt-Seele.

Mal ernsthaft, was ist euer scheiß Problem? Ist die Welt schonmal untergegangen, weil ihr euern Anschluss verpasst habt und auf die nächste Bahn warten musstet? Was plant ihr denn für die reguläre Fahrzeit an Tätigkeiten ein? Läuft das nach dem Motto: “Okay, der Zug braucht zwei Stunden, das ist genau die Länge des neuen Podcasts, den spiel ich mir auf den mp3-Player.” “Hmm, der Akku meines Laptops hält 3,5 Stunden, hoffentlich krieg ich einen Steckdosenplatz, und wenn nicht, darf der Zug aber ja keine Verpätung haben.” Oh fuckadishit, der Zug hat Verspätung! Was mach ich jetzt bloß? Oh nein! Ich könnte mit meinen Gedanken allein sein. Ich könnte schönen Erinnerungen nachhängen. Oder an einen geliebten Freund oder Verwandten denken und mir eine kleine Überraschung für ihn ausdenken. Holy Mother of Crap! Gibt’s da nicht irgendein armes Würstchen im Zug, über das ich mich lustig machen kann? Puh, zum Glück hält der Akku des Telefons noch ein bisschen. Los, schnell ein paar rants über andere Menschen raushauen. Oh, na klar, ich könnte mich ja auch noch ein bisschen über schlechte Technik/ dumme Politiker/ aufregen. Aber hmmm, selber besser machen? Huiuiui, zum Glück ist der Zug jetzt da und ich hab keine Zeit mehr, mir konstruktive Gedanken zu machen, irgendwas eigenes auf die Beine zu stellen. Denn ich muss ja jetzt raus und zum nächsten Ort, an dem ich meinen Zynismus hegen und pflegen kann.

Hört doch bitte mal auf, Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf als Fehler zu definieren. It’s not a bug, it’s a feature. Unsere durchgestylte Welt mitsamt seinen Wünschen und Hoffnungen auf Ordnung und Struktur ist nur der uns alle blendende Schein, dass so etwas wie perfekte Planung jemals möglich sein könnte. Ist es nicht, denn hinter allem stehen Menschen. Du und ich. Die wir alle nicht perfekt sind. Und ja, es gibt andere Menschen auf diesem Planeten. Fucking learn to live with this.

Und damit widme ich mich jetzt weiter meinen Gedanken, Erinnerungen und Plänen für die nächste Zeit in Berlin.

3 Comments

  1. Der Unterschied ist aber, dass wir fuer diesen Wohlstand mit allem bezahlen, was wir uns angeblich verdienen. Natuerlich ist es woanders anders und natuerlich hat man woanders ganz andere Probleme, an die man sich gewoehnen muss. Zum Beispiel am Bahnsteig stehen und nicht mal wissen, ob der Zug noch kommt oder ob man ne Nacht am Bahnhof verbringt, ohne Moskitonetz und Umgeben von der thailaendischen Triade. Aber dafuer kostet mich das Zugticket auch nach thailaendischem Einkommen nicht die Haelfte eines Monatsgehaltes, waehrend ich in Deutschland selbst als Besser-Verdiener noch auf den Zug scheissen wuerde, weil ich nicht das bekomme, was mein Geld mir wert ist.

    Das ist mein Problem, so rein aus oekonomischer Sicht. Eher aus persoenlichem Empfinden heraus wuerde ich fuer mich selbst behaupten, dass ich mich durchaus an andere Umstaende anpassen kann, aber das Privileg eines ‘Luxuslebens’ nicht abwerten moechte. Am Ende des Tages kam es nur darauf an, wann und wo ich geboren wurde, und auch wenn ich mir das nicht selbst zu verschulden habe, werde ich nicht anfangen mich darueber zu beschweren nur weil andere nicht das selbe Glueck teilen. Gott, wie ich das hasse. Gerechtigkeitsdenken. Diess ‘Ja ,aber, woanders sterben Kinder!’ – ja, und genauso kriegt ein dreijaehriger in Hollywood gerade einen Porsche geschenkt. Fuck it. Wer sich beschweren will, soll sich beschweren. Alles ist relativ in einer grossen Welt, aber alles, wirklich alles, ist absolut, wenn man sich selbst in die Mitte stellt, und ich moechte erst mal einen Menschen kennen lernen, der das nicht tut.

    (Das hat natuerlich nicht alles mit deinem Beitrag zu tun und prinzipiell stimme ich dir zu, dass man nicht wegen jedem Rotz rummosern sollte, weil man sich auch mal daran erinnern koennte, dass man wirklich Glueck hatte. Nicht selbstverdientes Glueck, einfach schicksalhaftes Glueck. Aber diese Goa-Typen, die mich den ganzen Tag von morgens bis abends in ihrem Aussteiger-Wahn volllabern nur keinen Plan von nichts haben, die lassen mich gerne in bereits offenen Wunden kratzen. Ich kann es nur immer wieder betonen: das schlimmste am Reisen sind die Reisenden).

  2. okay, ich bin grad ein bisschen leicht sehr betrunnken, und deshalb: über deinen letzten absatz musste ich grade seeehr schmunzeln ;).
    und über den rest lese ich morgen nochmal in ruhe drüber. ich hab so die ahnung, dass da einiges an individuellem “westliches kulturdenken”, also auf meiner seite, drin steckt. aber nach 6 bier, 3 whiskey und diversen nekrophilie- und pädophilie-diskussionen geht da nix mehr…

  3. Hehehe, mach dir keinen Kopf, ich habe es selbst gerade noch mal durchgelesen und nicht mehr wirklich meinen Punkt greifen koennen. Ausserdem hatte nichts davon mit deinem Beitrag zu tun. Moechte mich also wieder persoenlich distanzieren und verurteile mich zu einem Tag Fresse halten. ;)

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