die katrin

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Milch, Monsanto und Māoris.

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Ich würde jetzt gerne in einer Unterkunft sein, in der ich abends während des Bloggens auch nebenbei mal eine rauchen kann. Aber wahrscheinlich geht das nur in einer eigenen Bude. Oder es müsste Sommer sein und ich könnte draußen sitzen. Oder vielleicht auch bei diesen Farmern auf der Südinsel sein. Die haben einen richtig dolle alten Laster zu einem Häuschen umgebaut, das dann aussieht wie ein kleines Schloss aus dem Disneyland für Metallskulpturen. Keine Sorge, ihr müsst jetzt nicht verstehen was das heißt. Ihr könnt euch das Ganze einfach auf diesem Bild hier anschauen. Aber ja, das mit dem Rauchen ist alles nicht so einfach hier. 2020 wollen sie Neuseeland übrigens komplett rauchfrei haben. Der Alkohol wird in diesen Überlegungen natürlich dezent vernachlässigt.

Und das, obwohl Alkohol hier ein viel größeres Problem, vor allem ein soziales Problem ist, als das Rauchen. Hier in Rotorua bekomme ich das erste Mal so einiges mit, was die sozialen Probleme von Neuseeland anbelangt. Jaja, auch happy little New Zealand hat seine Sorgenkinder. Insgesamt scheint die Mittelschicht sehr weit ausgebreitet zu sein in diesem Land. Das heißt, man trifft hier im Laufe seines Lebens auf relativ viele Menschen, die in etwa die gleichen Lebensbedingungen haben. (Etwas, das den Eskapismus vieler westeuropäischer und anglo-amerikanischer Auswanderer erklären könnte. Aber das nur als Anheizer, ist lediglich ne wilde These bislang.) Aber auch hier gibt es Menschen, die von Sozialhilfe leben. Auch hier gibt es Menschen, die ihre Kinder schlagen, weil irgendwas ganz anderes in ihrem Leben mal so überhaupt nicht klappt. Viel im Alltag scheint mir trotz aller Gelassenheit und Freundlichkeit ziemlich patriarchalisch. Auch (neo-)liberalen bzw. eher falsch verstandenen Vernunftsubjektquatsch á la „Du allein bist verantwortlich für dein Leben und niemand sonst!“ könnte hier eine der grundlegenden Attitüden sein. Ist so eine erste Beobachtung. Mal sehen, wie sich das in Zukunft zeigt.

Zum Thema soziale Probleme habe ich btw dieses Buch samt dazugehörigem Film empfohlen bekommen: Once Were Warriors. Der Nachfolger heißen What Becomes of the Broken Hearted? und Jake‘s Long Shadow. Gelesen oder gesehen hab ich’s noch nicht.

Komplett rauchfrei, na sicher. Und für nächstes Jahr fordern, dass die Produktion von Milchprodukten und Obst und Gemüse doch bitteschön verdoppelt werden möge. Man (= die neuseeländische Nationalregierung und einige sogenannte Experten), man also möchte ja schließlich auch nächstes Jahr noch erfolgreich sein im globalen Wettbewerb der Lebensmittelindustrie. Natürlich ist das der totale Wahnwitz. Was sollen die Bauern machen? Auf den Kuhweiden eine Zwischenebene zwischen Boden und Himmel bauen, damit die Kühe Platz haben? Oder die Kiwi-Bauern, die dieses Jahr gerade erst einen Großteil ihrer Ernte an goldenen Kiwis verloren haben, weil ein Virus sein Unwesen treibt, welcher unglücklicherweise nicht nur die Pflanze selbst betrifft, sondern auch den Boden verseucht. Was sollen sie alle machen? Einfach noch mehr Buschwälder abholzen, bis am Ende gar nichts mehr da ist?

Und so ganz nebenbei macht Monsanto seine Lobbyarbeit. Neuseeland ist nämlich nach wie vor frei von genmanipulierter Saat. Zwei Testanläufe gab es laut Aussage meines derzeitigen helpx-hosts, seinerseits langjähriger Ökoaktivist mit kommunistischen Empathien. Beide Testanläufe haben den Kiwi-Standards nicht standgehalten. Für Monsanto natürlich kein Grund aufzugeben. Wir kennen ja Monsanto. Mal sehen, was die Proteste nächstes Wochenende so ergeben. Ein paar Protestler habe ich gestern schon kennengelernt. Ich glaube, das wird lustig (wenn auch nicht im 1.-Mai-Sinne).

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