Der Winter: ein altgermanischer Begriff, der sich aus “wintar = feucht” herleitet und uns 89 astronomische Tage kalt-fröhlichen Spaß bereitet. Oder auch nicht.
In Berlinischen Breitengraden ist der Winter – gemäß seines Ursprungs und also sehr traditionell – meist eine feuchte bzw. feucht-kalte, seltenst hingegen eine kalt-fröhliche Angelegenheit. Das macht nur sehr selten, eher am Anfang der Winterzeit Spaß. Da ist alles noch neu. Es ist ein erhabenes Gefühl, am späten Nachmittag durch die von allerlei Kunstbeleuchtung erhellte Stadt zu laufen und zu wissen, wenn ich nach Hause komme, ist noch genug Zeit, etwas Warmes zu kochen, bis der Abendfilm beginnt. Es bereitet Freude, die eingesommerten, kuschlig-warmen Pullover wieder aus dem Schrank zu holen und bei Bedarf einen herzzerreißend zu einem selbst passenden, neuen Mantel zu erstehen (zu dem dann die Mitbewohnerin sagen wird: [lach] Weißt du was? Als ich den sah, wusste ich, du würdest ihn kaufen!).
Doch oh je! Bald ist es vorbei mit der Freude an der kalten Jahreszeit. Der Regen verbündet sich mit dem eisigen Wind, ohne dabei zu Schnee zu werden und mit zunehmendem Anteil dunkler Stunden am Gesamttag sinkt die Freude am allabendlichen Geglitzer der Metropole. So langsam kehren die Erinnerungen an die vergangenen Jahre zurück. Der Gedanke an die berühmt-berüchtigte Winterdepression gelangt an die Oberfläche des Bewusstseins. Sätze à la “Ich geh im Dunkeln aus’m Haus und komm im Dunkeln wieder heim.” hört man mittlerweile 3x pro Tag und nicht mehr nur von ewigen Miesmachern (wobei eigentlich nur Menschen diesen Satz sagen dürfen, die in konsequent ohne Fenster eingebauten Räumen arbeiten, wie dies bspw. bei Archiven oder Einkaufszentren, oh sorry, malls der Fall ist). Der Anteil der Jackenanbehalter in Seminaren steigt rapide an. Es passiert, dass an einem Montag, der üblicherweise an meinem Arbeitsplatz recht ruhig und entspannt beginnt, alle alle alle mit schlechter Laune ins Büro kommen. Weihnachten tut dann noch sein Übriges.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf den Schnee, der manchmal im Januar oder Februar fällt. Was bleibt, ist die Freude auf den Frühling mit all seinen Düften, die sich sogar in Berlin kurzzeitig durchsetzen können. Was bleibt, ist das Wissen:
der winter, der winter
21. December 2006 | 1 Comment
“summer is an attitude, not a season”
21. December 2006 at 9:37 PM
Und das Argument mit den immer kürzer werdenden Tagen gilt nu auch nich mehr! Den kürzesten für dieses Jahr hatten wir heute, jetzt geht wieder alles bergauf!
Von der Sonnenwendfeier grüßt der Björn