Und es wurde heiß. Gefühlte 30° trotz lauer Meeresbrise. Keine Wolke weit und breit.
In diesem Wetter machten wir uns auf nach Börgerende.
Erstmal mit dem Zug und vielen anderen nach Bad Doberan. Der Großteil hat sich von dort aus Richtung Osttor aufgemacht. Wir haben uns einer Gruppe von ca. 50-70 Leuten angeschlossen. Wir waren ein buntes Grüppchen. Ein paar Hippies, ein paar Indies, ein paar Gewerkschafter mit verdi-Fahne, eine Kleinfamilie mit Kinderwagen, Menschen die nach Sozialpädagogik aussahen usw. An der L12 entlang auf dem Ostsee-Fernradwanderweg nach Norden. 1.5 Stunden wandern durch Felder und kleine Dörfer. Fast wie Urlaub. Oder wie der Herr Grau sagte: “Das is wie Herrentag. Nur das Bier fehlt noch.”
Zwischendrin stand ein Aufnahmewagen des NDR am Straßenrand und filmte uns. Wir trafen auf 2 Protestler, die gerade aus Börgerende kamen und uns über den Stand der Dinge aufklärten: alles ruhig, ihr kommt über die Straße bis zur Blockade, lediglich Autos werden angehalten.
Etwa auf dem letzten Drittel hatte dann die Polizei 2 VW-Busse frei, die sie uns zur Begleitung bereit stellte. Die anfänglich aufkeimende Sorge, jetzt könnte es doch eng werden mit dem Durchkommen bis Börgerende, löste sich bald in Wohlgefallen auf. Da brauchte wohl nur jemand ein bisschen Beschäftigung. Ist ja auch doof für die Polizisten: viele Wochen Vorbereitung mit worst-case-Szenarien, 3 Tage Daueranspannung während des G8-Treffens und dann sind da nur so liebe Protestler unterwegs.
Denn aufkeimenden, blinden Aktionismus haben wir sofort unterbunden. In unserer Gruppe waren 3 spät-pubertierende, mit Bier gefüllte Jungs dabei, die auf die glorreiche Idee kamen, weit vor Börgerende, mitten in der Pampa, auf der Straße rumzuhampeln und die Polizei zu einem kleinen Einsatz zu locken. Wurde nix draus. Die fehlende Anerkennung von unserer Seite hat den ‘Plan’ dann wohl weniger reizvoll gemacht.
An der Kreuzung in Rethwisch, Richtung Börgerende, verdichtete sich die Polizeipräsenz. Aber das sah alles immer noch mehr nach Wandertag aus. Die Autos nach Börgerende wurden angehalten, aber als wir gerade da waren, wurde auch alle durchgelassen. Nur der VoKü-Wagen musste vorne an der Kreuzung bleiben. Wir also erstmal eine Kiste Grünkern-Burger nach Börgerende getragen. Die Blockade war eigentlich am Ortsausgang von Rethwisch, direkt am Hotel Ostsee-Perle, falls das einer kennt.
Dort saßen und standen vielleicht 500 Menschen auf der Straße und der Wiese daneben. Der ‘solid-Wagen spielte Musik und einer der Organisatoren von Block-G8 verkündete immer wieder die neuesten Ergebnisse der Plena und Entwicklungen bei den anderen Bockaden. Wir setzten uns in die Sonne, trafen auf 3 Freunde (die quer durch Wald, Feld und Güllegräben vom Osttor rübergestiefelt kamen und derweil in 2 Personenkontrollen geraten sind, während wir – zur Erinnerung – problemlos über die Straße laufen konnten) und wussten doch nichts so recht mit uns anzufangen. Die Lage war dermaßen ruhig – was gut ist, keine Frage -, als wäre die Festival-Stimmung aus den Camps mitgenommen worden.
Da ich am nächsten Morgen früh wieder nach Berlin gefahren bin und die Nacht gerne mit ein paar Stunden Schlaf gefüllt im Camp verbringen wollte, haben wir uns kurz nach 6 quer durchs Roggenfeld nach Nienhagen aufgemacht, um von dort mit dem Bus wegzukommen. Die Freunde hatten sich bereits eine halbe Stunde eher auf den Weg gemacht. Was uns nicht davon abhielt, trotz kurzer Abkühlung des Herrn Grau in der Ostsee, die 3 an der Bushaltestelle wieder einzufangen.
Erkenntis des Tages war dann auch, dass meine Haut am Besten mit der ganzen Sonne zurechtgekommen ist.
Nein, war natürlich nciht di Erkenntnis des Tages. Aber dazu später mehr.
Nachtrag: Die Stimmung in Börgerende-Rethwisch beim Abschied der Protestler am Freitag ist im Blog von Matthias Maruhn sehr schön eingefangen.