Abends darauf sollte der Abend der Gegensätze werden. Um die Ecke von unserem Hostel ist die Liverpooler Philharmonie gelegen und zu diesem ‘gehören’ die Philharmonic Dining Rooms. Klingt Edel. War´s auch. Der Pub ist bekannt für seine Männerklos, die in außergewöhnlichem Design daherkommen. Einem unserer Hostelkollegen wurden sie gar als Weltkulturerbe angespriesen. (Mit Fotos kann ich leider nicht dienen, sorry.) Der Pub insgesamt ist sehr groß, sehr schick und passend zum Hochkultur-Publikum eingrichtet. Viele, in dunklem Leder gehaltene Sessel. Raffaelitische Bilder an den Wänden. Das Carling trotz alledem immer noch günstig – für englische Verhältnisse und eigentlich auch für Berliner Relationen. Das mit dem Trinkgeld hatten wir immer noch nicht so ganz raus. Doch nach einem verhaltenen “Thank you” der Tresenkraft dämmerte es, dass wir da doch drauf achten könnten. Vorher informieren? Ach iwo.
Direkt im Anschluss: Saloon Mo’s. Auf dem Weg ins City Centre kamen wir jeden Tag dran vorbei. Meine reizende Urlaubsbegleitung – nennen wir sie soothe – soothe also wünschte sich nichts sehnlicher, als einen Abend dort zu verbringen. Ich sagte, dazu müsste sie mich vorher mit mindestens 2 Bier abfüllen, vorher betrete ich den Laden nicht. Nach dem edlen Carling und einem bereits zum Abendessen gereichten Carlsberg war es also soweit. Im Erdgeschoss eines billigen Neubaumehrzweckgebäudes (mit Muckibude im Obergeschoss) gelegen, begrüßten uns am Eingang stiernackige Engländer, die ihre Zigarette genossen. Seit dem 1.7. ist das Rauchen in sämtlichen und ausnahmslos allen öffentlichen Einrichtungen verboten. Btw, ein kleiner Vorgeschmack auf das, was da in Good ol’ Germany kommen wird.
Rein in Saloon Mo’s. Gleich am Eingang war es brechend voll. In der Mitte des Raumes eine Tanzfläche, die von einer Runde Frauen mittleren Alters bevölkert wurde. Mutmaßlicherweise Arbeitskolleginnen, die sich einen schönen Abend gemacht haben. Alle in buntes Abendkleid gehüllt. Die Schuhe in die Mitte geworfen, tanzten und sangen sie fröhlich ud reichlich betrunken vor sich hin, als gäb’s kein Morgen. Der Hammer war die Dienstälteste unter den Damen. Ein Frau in ihren Fünfzigern, die die Tanzfläche aber sowas von gerockt hat. Respekt. Wir haben uns mit unserem Bier auf die Galerie gestellt und das Treiben in Ruhe beobachtet. Obwohl, von ‘in Ruhe’ kann bei den Lachkrämpfen, die uns durchschüttelten, eigentlich keine Rede sein.
Groß auch der Besuch auf der Toilette, natürlich stilecht mit “Cowgirls” gekennzeichnet. Innen darinnen eine Gruppe von 3 Frauen, schätzungsweise Mitte dreißig. Eine Tür öffnete sich und eine recht betagte Dame stolperte sich ihren Weg zum Waschbecken. Die 3 Frauen machten sich der Reihe nach auf ins Kabinet…
Der Höhepunkt des Abends war der Versuch der beiden DJs, Karaoke an den Start zu bringen. Die ersten Klänge eines Ricky Martin Klassikers erfüllten den Raum. Der gerde mal 20-jährige Bilderbuch-Engländer (klein, schmal, keine Haare auf’m Kopp) stellte sich auf ein Holzpodest und animierte die Damen vor ihm. Als er sich seinen Strickpolluver vom Leib reißt, ist es Zeit für uns zu gehen.