Tassen. Ein großes Thema. Dank an Frau Anne für das Aufbringen desselbigen. Tassen sind eine Leidenschaft für sich. Es befinden sich allein 4 Emaille-Campingtassen in meinem Besitz. Die weiße mit dem blauen Rand hat es auch fast zum Titel “Lieblingstasse” geschafft. Knapp hinter der in Wien selbstgeklauten Starbucks-Tasse. Um Längen vor der “Wünsche, wohl geruht zu haben”-Windel-Winnie-Tasse (manchmal tut es gut, diese Stück Porzellan morgens in den Händen zu halten). Um mehrere Breitengrade vor der beim Kiezbingo von einer Freundin gewonnenen Gautsch-King-of-Pop-Tasse. Um einen halben Kontinent entfernt vom Rest der Tassenlandschaft. Soviel zu Platz 3, 2 und dem dreckigen grade abgewaschenen Rest. Sie alle sind toll. Aber am tollsten ist die Tasse eines Heißgetränkelieferanten, dessen Laden ich bislang nie betreten haben habe.
Diese Tasse ist ein Mitbringsel eines ehemaligen Gastes im ehemaligen Goetropa, dem alten Germanistencafé der FU. Es gab dort die Möglichkeit, auch als Nicht-Mitarbeiter eigene Tassen unterzustellen, um den täglichen Kaffeegenuss noch ein bisschen heimeliger zu gestalten. In einem Semester gab es eine neue Kommilitonin, die immer in meiner Schicht frei hatte und sich dann einen Kaffee gönnte. Unser Kontakt beschränkte sich auf “Hallo. Ich hätte gerne einen Kaffee. Meine Tasse ist die Coffee-Mamas-Tasse.” Ich griff ins Regal, überreichte ihr die Tasse und nahm die 50ct für den Kaffee entgegen. Im Gegensatz zu anderen Gästen dauerte es jedoch nicht lange und sie brauchte nichts mehr sagen. Ich sah sie, griff nach ihrer Tasse und sie lächelte zustimmend, ein bisschen überrascht auch. Wie gesagt, andere “Neulinge”, selbst langjährige Gäste mussten mir immer noch auf die Sprünge helfen, welche Tasse denn nun ihre sei.
Ihre Tasse habe ich sogar mit besonderer Vorsicht abgespült und immer mit einem kleinen Lächeln ins Regal gestellt. Bei dem Text musste ich immer an afro-amerikanische Frauen mittleren Alters denken. Wie sie hinter dem Tresen stehen, den Gästen fröhlich ihr koffeinhaltiges Heißgetränk ausschenkend, wissend um die besondere Bedeutung der kleinen Bohne. Der Laden ein brodelnder, summender Raum, der für viele zu einem zweiten Zuhause geworden ist.
Eines Tages, sie lächelte wieder ein bisschen überrascht, sprach sie es an. Sie müsse ja gar nichts mehr sagen, das sei ja toll. Ich entgegnete, wenn jemand jede Woche vorbeischaut, prägt sich das schon irgendwann ein. Und deine Tasse finde ich großartig, das macht es noch leichter. Sie reagierte, als sei diese nichts besonderes, fand meine Begeisterung wohl aber auch witzig. Sie fragte, ob ich denn den Coffeeshop kennen würde, sie arbeitet dort und könne mir eine mitbringen. Überrascht von dem klasse Angebot, grinste ich breit. Nein, den Coffeeshop kenne ich nicht, aber wenn das wirklich kein Problem sei, dann ja, hätte ich gerne auch so eine Tasse.
Dann war sie während meiner Schicht nicht mehr da. Das Semesterende forderte wohl seine Lernstunden ein. Ich konnte 1-2 Mal auch nicht da sein. Wenn ich andere Tassen wieder ins Regal stellte, sah ich ihre, stellte sie zum Platz machen sorgsam beiseite. Dachte mir, schade eigentlich, dass das doch nicht geklappt hat mit der 2. Coffee-Mamas-Tasse. Bis ich eines Tages wieder Platz schuf und auf einmal 2 in der Hand hielt. Ich freute mich wie ein kleines Kind, wickelte sie schnell in ein Geschirrtuch ein und brachte sie nach Hause. Ihre war irgendwann weg. Ich habe sie nicht mehr gesehen. Konnte mich nie bedanken. Ich tue es hiermit.
Das ist sie, die Geschichte meiner Lieblingstasse.
5. September 2007 at 9:37 AM
Soviel Heimeligkeit hätte ich dem ollen Goetropa nie zugetraut … schöne Geschichte!
5. September 2007 at 10:56 AM
Ja ja, das Goetropa war immer ein bisschen wie Berlin, bevor es Schaustelle wurde. Ranzig, runtergekommen und mit ner großen Schnauze. Wer damit klarkam, seinen Kaffee oder Tee auch mal ohne Lächeln und Dauergutelaune (ja, Seitenhieb aufs Romanische Café *duck*), dafür aber mit rauchblauer Luft und politisch unkorerkten Witzen zu kriegen, für den war das Goe ein guter Kandidat, zum Wohnzimmer der Uni zu werden.
Hach, da könt ich glatt sentimental werden :P
5. September 2007 at 9:52 PM
Hach ja, ich hatte in meinem vorletzten Semester auch eine Tasse im Goe. Die rote von Mobilcom. Es hätte mir nichts ausgemacht, wäre sie beim Abwasch kaputt gegangen. Nun hält sie immer noch.
Die schöne Gautsch-Tasse vom Kiezbingo. Herrlich. Auch eine meiner Lieblingstassen neben Kuh-Tasse und “Morgäähn” mit Bild von Schwester und Kuhsine. Gautsch gibts jetzt auch 2 x im Schrank. Freundin hat auch eine.
11. May 2008 at 6:48 PM
Hoch die Coffeemamas-Tassen!
Eine ist in der Tat von mir, die andere von einer gewissen befreundeten Denise, die an besagtem Kaffeeausschank seit Jahren arbeitet. Ich bin dort allerdings auch gelegentlich tätig, ehrenamtlich oder gegen Geld, Stammkundin auf jeden Fall. Lernenderweise, lesenderweise, … Ebenfalls seit Jahren.
Sollte Deine Coma-Tasse Schaden nehmen, bekommst Du freilich eine neue! Wir würden Dir demnächst gerne eine Gratis-Befüllung spendieren, um die Tasse aller Tassen entsprechend zu würdigen.