die katrin

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Die Geschichte eines Bed-Ins.

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Das eigentlich gar keines war. Es müsste Sofa-In heißen. Wenn ich Wert auf Genauigkeit legen würde.

Es begann an einem Mittwoch. Nein, genaugenommen begann es rund 2 Wochen vor diesem Mittwoch. In einem Büro in Dahlem saß ich am Rechner und verkündete meiner Chefin schonmal, dass ich mich demnächst dem allgemeinen Trend anschließen und krank sein würde.

An besagtem Mittwoch war es soweit. Ich ging noch schnell zum Friseur, um mir den Pony schneiden zu lassen, von dem mir jeder vorher abgeraten hatte. Mir wurde dann von anderer Seite gesagt, ich sähe ein bisschen aus wie Jeanne Moreau. Ich denke, ich kann mich auf die Straße wagen.

Mit dem neuen Schnitt lief ich durch die sonnigen Straßen Friedrichshains. Ein paar Viren kratzten schon an der Innenseite meines Halses. Zitronen, neue Taschentücher und äußerst leckere, obgleich natürlich gar nicht helfende Multivitaminbonbons waren die Antwort. Die Überlegung, vielleicht doch noch in die Uni zu gehen, wurde mit einem “Du bist krank? Dann bist du auch krank. Basta!” weggewischt. Das Motto meines ganz persönlichen Bed-Ins (© der held) war geboren. Ich blieb zu Hause und kurierte mich aus. Ich habe zwischendrin versucht, mich daran zu erinnnern, wann ich das das letzte Mal getan hatte. Einen wirklich fiese Grippe in der 8. Klasse fiel mir ein. Seitdem habe ich mich mit jedem Schnupfen und jedem Husten in den Alltag geschleppt. Geht ja alles irgendwie. Doch vorbei. “Du bist krank? Dann bist du auch krank. Basta!”

Gemeinsam mit Grey’s Anatomy und Private Practice wartete ich darauf, dass die Viren ihre Arbeit vollendeten. Bei Before Sunrise war es dann an diesem Mittwochabend soweit. Ich ging schlafen. Mit eine kurzen Unterbrechung tat ich dies bis Donnerstag nachmittag. An diesem Punkt hatte ich meine Idee, dass alles livebloggenderweise zu begleiten, aufgegeben. Ich hätte Coffee and TV bei der Wahl um das “mit Abstand langweiligste Livegeblogge aller Zeiten” um Längen geschlagen. Azureus hat mir dann auch unmoralisches unwiderstehliches Angebot allererster Güte gemacht: Before Sunset. Dem folgte nochmals Before Sunrise. Dem folgte nochmals Before Sunset. Mir kam kurz der Gedanke, ob das jetzt die Manifestation einer krankheitsbedingten Entrücktheit sei. Ich ging schlafen. Tag Nummer 3 war für einen frühen Moment die Abkehr vom Bed-In. Der Wecker klingelte, die Frage des Arbeitengehens stand im Raum. Kam gar nicht in die Tüte. Ich hätte mir damit vollständig die 3-Tages-Symmetrie meines Bed-Ins versaut. Denn nun hieß es: Warten auf die neuen Folgen von Grey’s Anatomy und Private Practice. Beide Episoden zweimal anschauen und den Tag mit einem Glas Pfirsichbowle beschließen.

Das war sie, die Geschichte eines Bed-Ins, das eigentlich ein Sofa-In war.

7 Comments

  1. hach, schön.

    kranksein hat was befreiendes. so ähnlich, wie wenn du auf ne behörde musst und es ist ne traube an menschen vor dir dran, das mag ich auch. dem kann mensch sich dann nämlich gar nicht entziehen. egal, was sonst so ist: wenn ich krank bin, muss ich gesund werden, wenn ich das formular abgeben muss, muss ich das formular abgeben. nur ohne sofa.

  2. beim stichwort “warten in behörden” muss ich daran denken, wie menschen sich über lange bahnfahrten zur arbeit/uni/sonstwohin geradezu beschweren. es kann gar nicht schnell genug gehen, bis sie wieder ihr rädchen im system bedienen. die chance, in diesem moment einfach alles sein zu lassen, wird vollkommmen übersehen.

  3. das hat mich heute morgen übrigens nicht losgelassen. deshalb habe ich mir einfach vorgestellt, dass ich krank wäre. ergebnis: rund zehn folgen von the wire, die neue neon quergelesen, eric bachmann gehört und einmal raus vis-a-vis für nen sesamring und einmal raus ins haus gleich links für zigaretten.

    hach, schön. kranksein -hat- was befreiendes, auch das eingebildete.

  4. Ach so.

    Mhpf. Und ich dachte bei dem Titel, Du würdest was über einen One-Night-Stand berichten.

  5. Ach, Herr Stein, dass Sie aber auch immer an Sex denken müssen…

  6. Ja, nicht? Sonst würde ich noch viel intelligentere Bemerkungen machen können.

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