Hollywoods Drehbuchautoren streiken. Sie machen das schon seit Anfang November. Sie wissen, was sie wollen. Sie wissen vor allem aber, wie sie das erreichen wollen. Sie lassen mit ihrem Streik die gesamte US-amerikanische Unterhaltungsbranche brach liegen.
Die täglichen Talkshows werden nicht ausgestrahlt. Es fehlen die Witzeschreiber. Das Problem: Eine der Schaubühnen schlechthin für Kino- und Musik-Promotion fällt weg.
Viele Serien werden nur noch im zweiwöchigen Rhythmus ausgestrahlt, durch Wiederholungen semi-ersetzt oder gleich von Reality-Formaten voll-ersetzt. Die Sender trauen sich schon gar nicht mehr, den nächsten Sendetermin der eigentlich nächsten neuen Folge zu verkünden.
Bei den ersten Kinoproduktionen wurden jetzt die Drehtermine nach hinten verschoben.
Die neueste Sorge: Werden die Golden Globes und die Oscars zum angesetzten Termin verliehen? Wenn keiner da ist, der den Moderatoren die Witze auf den Leib schreibt?
Auch wenn ich persönlich glaube, dass die Unterhaltungsindustrie alles daran setzen wird, die Oscar-Verleihung stattfinden zu lassen (ich erinnere an das Geld für die Übertragungsrechte in aller Herren Länder), solche Meldungen dann also eher der Rubrik “medienpolitische Strategie der geldgebenden Verhandlungspartei” zuzuordnen sind, ist die Vorstellung eine großartige: Die, an die sonst keiner denkt, lassen alle Geldverdien-Träume in Kaliforniens Sonne verpuffen.
Es geht – mal wieder – ums liebe Geld. Bei den Drehbuchautoren in Form von weitreichenderer Beteiligung an den Drittverwertungsgeschäften. Die Zeiten sind vorbei, in denen TV-Formate nur noch im TV laufen. So ziemlich jede Sendung wird nach der Ausstrahlung auch im Netz verfügbar gemacht – zumindest für Besucher mit US-amerikanischer IP-Adresse. Die Sendeanstalten erhalten von den Werbeeinnahmen ihrer Webpräsenz ein sicher beachtliches Zubrot. Davon will die Gewerkschaft Writer’s Guild of America, West ihren Mitgliedern, den Drehbuchautoren ihren Teil zusichern. Sie wollten auch von den DVD-Verkäufen ihr Kuchenstückchen abhaben. Hier sind sie bereits eingeknickt. Doch auch die Forderung nach Beteiligung bei virtueller Vermarktung ist der AMPTP, dem Verband der Produzenten, zu viel. Noch viel mehr stören sie sich aber daran, dass die WGA den Geltungsbereich des kommenden Vertrages auch auf Drehbuchschreiber für Reality- und animierte Formate erweitern will.
Die AMPTP hat fürs Erste die Verhandlungen einseitig abgebrochen, woraufhin die Gewerkschaft eine Gesetzesverletzung vermutet und klagt. Mal sehen, was da in den nächsten Tagen und Wochen so passiert.