und eigentlich die Hoffnung schon aufgegeben hat. Dann, ja dann kommt diese kleine Nachricht.
Himmel, bin ich aufgeregt. Hui. Das Herz schlägt nicht mehr nur bis zum Hals. Die Finger zittern sich über die Tastatur. Tiefes Durchatmen ist jetzt ein basales Muss.
Ablenkung? Ja, Ablenkung. Was geht mir seit Tagen durch den Kopf? Genau. Das Zusammenwirken der Lebensstränge. Wie in einem Roman. Die Erzählstränge laufen parallel. Parallel wie in mathematisch parallel. Sie berühren sich nicht.
Ein Strang ist realisiert in einem Seminar zur Philosophie des Geistes. Wir lesen dort viele Texte, die sich damit beschäftigen, inwiefern die Geist-Körper-Relation auf physikalistischem Wege beschreibbar sein möge. Lässt sich Bewusstsein anhand der beobachtbaren und messbaren Ereignisse im Körper beschreiben und erklären, und das dann auch vollständig? Was an unserem subjektiven Erleben von Bewusstsein lässt sich damit nicht (oder noch nicht) erfassen?
Ein zweiter Strang ist realisiert bzw. initiiert durch einen Abend vor ziemlich genau zwei Wochen. Ein Kumpel erzählte von Schrödinger’s Gedankenexperiment, woraufhin ich auf die Multiversum-Theorie gestoßen bin.
Ein dritter Strang zieht sich seit einigen Jahren durch mein Denken. Der Wille zum Wissen und der Wille zur Macht und was passiert, wenn beide ihre Ziele in verschiedenen Richtungen sehen.
Noch ein paar andere Stränge spielen hier eine Rolle. Sie ermöglichen es mir, architextuelle und sonstige transtextuelle Bezüge zu erkennen.
Das alles läuft jetzt zusammen. Straft die festgestellte Parallelität Lügen. Das alles vereint sich in His Dark Materials, der Trilogie von Philipp Pullman, deren erster Teil Der Goldene Kompass dieser Tage im Kino läuft. Ich bin erstaunt, immer noch und immer wieder, wie das Zusammenlaufen der Erzählstränge meines Lebens in der Zeit vonstatten geht. Eine seltsame Energie lässt mich als Knotenpunkt der Intertexte innerlich erzittern. So fühlt es sich an, wenn im Leser alles zusammenläuft und überhaupt erst entsteht.