Es gibt viel zu sehen. Die Liste der “will ich unbedingt…und ja, den auch noch…das ist ja fast ne Bildungslücke, wenn nich…”-Filme ist lang. Damit könnte mensch sicher einmal den Äquator umrunden. Nach langer Zeit und dem Prinzip “kommt Zeit, kommt Film” ist jetzt mal was anderes dran. Ein roter Faden hält Einzug. Er nennt sich Der Schauspieler. Er soll mein Ordnungsprinzip sein. (Regisseure werden einfach gnadenlos überbewertet.)
Der erste rote Faden trägt den Namen Giovanni Ribisi. Der Plan: Alles gucken, was der Mann bislang so gemacht hat und was sich halbwegs problemlos ranschaffen lässt. And man, that pal’s a real full time actor. Ein erster Blick in die imdb-Liste offenbart eine ganze Reihe vielversprechender Filme. Doch auch Ribisi braucht zwischendrin ein bisschen Kohle. Oder will sich ausprobieren. Oder wasauchimmer. Augen zu und durch. Hier wird alles angeschaut, egal wie grottig der erste Eindruck sein mag.
Perfect Stranger
Halle Berry. Bruce Willis. Das Filmplakat sieht aus, als würde es sich um einen Thriller mit Horror-Anleihen handeln. Die Bilder erwecken den Eindruck eines Hochglanzfilmes. Kurz: Nichts was ich mir freiwillig angucken täte.
Doch: Surprise, surprise. Gut, der Film ist immer noch ein Hochglanzfilm. Er lässt sich auch ruhigen Gewissens in die Crime-Thriller-Drama-Ecke stecken. Aber er ist dabei unaufgeregt, wartet mit einer Reihe kleiner Überraschungen auf, das Ende ist nicht vorhersehbar und Herr Ribisi bringt eine Spur angenehmen Nicht-Glanz in diesen Film.
Rowena Price (Halle Berry) ist eine idealistische Reporterin, die immer noch glaubt, dass Journalismus etwas damit zu tun hat, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Just in dem Moment, als ihre Enthüllungsstory über einen Senator von eben diesem in Verhandlungen mit dem Verleger gecancelt wird und sie den Job hinschmeißt, stirbt eine enge Freundin. Kurz vorher erhält sie von der Freundin eine Mappe mit ausgedruckten E-Mails, die eine Affäre mit dem verheirateten Werbemogul Harrison Hill (Bruce Willis) belegen. Rowena Price glaubt an Mord. Mit ihrem alten Kollegen und Computerexperten Miles Haley (Giovanni Ribisi) macht sie sich daran, Hill den Mord nachzuweisen.
Der Film hat zwei Atmosphären. Hier die schicke Business-Welt mit ihren guten Anzügen, teuren Lokalen, hübschen Assistentinnen, diversen Affären und korrupten, machtgeilen Bossen. Ein höfliches und eiskaltes Lächeln, der Hintergedanke um den eigenen Vorteil kreisend. Dort die Welt des Privaten mit Bier und Bloody Mary, dem kleinen Computerfreak, dem Rumgefluche und der vertraulichen Freude. Sie sind ineinander verwoben, miteinander verstrickt, die Grenzen verwischen.
The Dead Girl
Fünf Geschichten, aneinandergefädelt durch den Tod eines Mädchens.
Arden lebt mit ihrer tyrannischen, pflegebedürftigen Mutter allein in einem Haus am Rande einer Kleinstadt. Arden ist still. Und sie leidet. Sie versteht es nicht, sich gegen die Mutter zu wehren, die sie nur beschimpft und beleidigt. Eines Morgens findet sie die Leiche des Mädchens. Polizei und Lokalzeitung bevölkern das Haus der beiden. Die ganze Stadt kennt sie, keiner redet mit ihr, nur über sie. Rudy, der Fremde, ein verschrobener, warmherziger Kleinstadtkerl, ist der einzige, der sie anspricht. Sie brennen durch. Rudy erzählt dabei andauernd von Serienmördern und ihren Spezialitäten.
Leah, die Schwester eines Mädchens, das seit 15 Jahren vermisst wird. Leah arbeitet als Pathologin an dem toten Mädchen. Sie hat, wie ihre Schwester, an der Hand ein Muttermal. Leah’s Mutter will nicht daran glauben, dass ihr vermisstes Kind tot sein soll. Sie ist es tatsache nicht. Leah leidet unter der stets wachgehaltenen Erinnerung, an der durch ihre Mutter stets wachgehaltenen Hoffnung. Sie will abschließen und ihr eigenes Leben führen.
Ruth, die Ehefrau, die daheim sitzt und auf ihren Mann wartet. Carl verschwindet, für 1, 2 oder 5 Tage. Keiner der beiden weiß es. Er geht. Sie findet einen Schrank voller Kleidung in einem der Lagerräume, die ihr Mann verwaltet. Unter anderem ist dort der Ausweis von Georgia Denby, dem Opfer eines Serienmörders, von dem letztens etwas in der Zeitung stand. Sie hasst ihn für die Dinge, die er tut. Von denen sie nicht weiß, was es ist. Sie macht ihm dennoch das Abendessen. Und verwischt am Ende alle Spuren.
Melora, die Mutter von Krista. Sie ist ausgerissen als sie 16 war. Sie kommt aus einem Kaff in Washington nach L.A. Sie vermutet nur, dass ihre Tochter hier irgendwo ist. Sie findet raus, dass sie tot ist. Geht zu ihrer Wohnung. Trifft auf ihre Mitbewohnerin. Die beiden verdien(t)en ihren Lebensunterhalt mit Männern. Sie trifft ihre Enkelin. Zwischendrin erfährt sie den Grund für das Weglaufen ihrer Tochter. Ihr Stiefvater hat sie missbraucht.
Krista, das tote Mädchen. She’s totally fucked up. Ihre letzten Tage. Das einzige, was sie will, ist ihre Tochter zum Geburtstag besuchen und ihr einen großen, weißen Kuschelhasen schenken.
Ich habe mir Gutes erhofft. Ich wurde nicht enttäuscht.
Sky Captain and the World of Tomorrow
Der Zufall wollte es, dass ich an die spanische Version geraten bin. Na, und wo ich schonmal dabei war… Ist schonmal jemandem aufgefallen, dass sehr schnell gesprochenes Spanisch ein bisschen nach Russisch klingt? So wie das Türkisch, das es hier in Berlin zu hören gibt, immer auch ein bisschen nach Französisch klingt. But what the heck.
Sowas ging mir nicht nur deshalb durch den Kopf, weil ich kein Wort verstanden habe. Nein, der Film ist auch einfach nur grottenschlecht. Zuviel 1930er Militärgehabe in einer kruden Mischung aus Batman-Anleihen, Science-Fiction-Riesenroboter-Angriffen, Lois-Lane-die-schöne-und-mutige-Reporterin-Gedöns. Oh, und Catwoman gibt sich auch die Ehre. Dann wären da noch ein paar alte, deutsche Wissenschaftler, die irgendein Totenkopf-wasauchimmer am Stecken haben, eine Rakete, die außer Kontrolle gerät, Giraffen auf dem Meer… Für’n Bad-Taste-Trash-Abend macht er sich aber sicherlich gut.
Soviel für diesmal.
16. January 2008 at 9:33 PM
the dog problem kannste getrost weglassen! geht gar nicht, glaub mir :)
16. January 2008 at 10:54 PM
abwarten, liebe frau anne, abwarten…
16. January 2008 at 10:56 PM
ach mist, da sollte ja noch’n smilie hinterher: ;)
21. January 2008 at 9:38 AM
Die X-Files-Episode mit ihm kennst Du wahrscheinlich schon?
Grüße
Johannes
21. January 2008 at 10:17 AM
diese Episode war sogar der Anlass für dit Janze. Ribisi und Jack Black werden einfach großartigst in Szene gesetzt. Aber dazu später mehr.
22. January 2008 at 11:14 AM
D.P.O. ist einfach der Hammer, vor allem der, für X-Files ungewöhnliche Soundtrack.
Wahrscheinlich hast Du mit Ribisi schon die großartigen “The Virgin Suicides” und “Lost in translation” auf der Liste – Regisseure sind übrigens meiner Meinung nach nicht immer überschätzt, who’s the father? she’s great! Mir war in den Jungfrauenselbstmorden ganz entgangen, dass er der Narrator war (denn hat man für Ribisi ungewöhnlich gut verstanden).
Und in “Friends” hatte er eine ziemlich witzige Nebenrolle, die mein Bild von ihm als Darsteller für verwirrte und durchgeknallten, dauerpupertierende Nuschler verfestigt hat. (autsch, das tut eigentlich weh, ihn vor allem mit einer Rolle in Verbindung zu bringen).
Grüße
Johannes
PS: Alle in diesem Beitrag erwähnten Titel kann ich Dir übrigens gerne ausleihen.
22. January 2008 at 11:52 AM
Johannes, keine Sorge. Halb USA verbindet Ribisi hauptsächlich mit seiner Rolle in Friends. Aber ist Frank Buffay Jr. nicht geistig behindert? Mir war so. Nonetheless, großartige Darstellung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er in den späteren Staffeln kaum Zeit zur Vorbereitung hatte und meist kurz vor dem Dreh am Set auftauchte und dann einfach drauflosgespielt hat.
Die verwirrt/dauerpubertierend-Nummer dürfte auch maßgeblich durch frühere Rollen geprägt worden sein, die Menschen zeigt, welche sich halt eben mit sich selbst und ihrem Umfeld zu arrangieren versuchen.
Na, und mit dem Babyface kann er ja jetzt noch locker Collegejungs spielen…
Und auf die Jungfrauenselbstmorde komme ich zurück. Danke dafür.