Es ist Feiertag. Es ist früh am Morgen. Die Straßen sind ruhig. Auch hier im Haus und in der Wohnung ist es ruhig. Es ist hier wohl oft ruhig. Viele haben schon überrascht kundgetan, dass es trotz fehlender Schallschutzfenster so leise sei in meinem Zimmer. (“Schallschutzfenster” klingt in dieser Stille auf einmal so martialisch.)
Doch es fehlt das Hintergrundrauschen. Die Autos, die sonst in einer zähen Masse draußen vorbeiziehen. Heute höre ich jedes Fahrzeug einzeln. Ich höre sogar das Säuseln meines Rechners. Wenn ich in die Küche gehe, versuche ich tunlichst jede knarzende Diele zu vermeiden. Die anderen schlafen noch und selbst das Öffnen der Küchentür lässt mich zusammenzucken ob dem überlauten Klicken. Der Geschirrspüler, sonst ein niedliches, feines Glucksen, drängt sich mir auf, möchte auch mal Krach machen. Aus den anderen Zimmern kommt keine Musik, keine Gesprächsfetzen vom Telefonieren, kein Klackern einer Tastatur, kein Rascheln beim Zusammenlegen der Kleidung.
In diesen Momenten habe ich das Gefühl, allein zu sein in meiner Welt. Es ist ein Gefühl, das nicht zu verwechseln ist mit Einsamkeit. Einsamkeit spüre ich meist dann, wenn ich unter Menschen bin. Wenn ich sie beobachte, meine Wahrnehmung austickt und ich für einen Moment der Überzeugung bin, keine stabile Verbindung zu diesen Menschen zu haben. Heute ist es das erhebende Gefühl des Alleinseins, welches mich in meiner Welt noch ein wenig fester verankert. Es ist eine Stille, die mich selbst zur Ruhe kommen lässt. Die Reize von außen sind auf ein Minimum reduziert. Diese große Stadt mit diesen vielen Menschen hält sich vornehm zurück. In diesem Augenblick kann ich meine Spuren hinterlassen, und zwar so, dass ich sie wiedererkenne, wenn ich das nächste Mal inmitten dieser vielen Menschen in dieser großen Stadt unterwegs bin. Und dann, wenn ich diese Spuren wiedererkannt habe, dann bin ich mit meiner Welt hier noch ein wenig fester verbunden.