Diese Frage brachte neulich jemanden hierher. Und es ist eine interessante Frage.
Von wo aus ist diese Frage gedacht? Aus der Perspektive des Mündlichen? In der Unterscheidung von Schrift und kommunizierender Schrift?
Der Unterschied zwischen dem Mündlichen und dem Schriftlichen ist eigentlich recht schnell gefunden. Das eine kommt als Schallwelle aus unseren Hälsen – wahrnehmbar mit dem Ohr. Das andere materialisiert sich in graphischen Formen – wahrnehmbar mit den Augen oder Händen. (Was es hier mit der Physik auf sich hat … Auch irgendwas mit Wellen. Aber sonst?)
Und in der Sphäre des visuell und/oder haptisch Wahrnehmbaren. Schrift ist immer schon Zeichen. Sind graphische Formen schon Zeichen? Intuitiv würde ich sagen: ja. Physisches Material wird dann zum Zeichen, wenn mindestens einer der Beteiligten (Sender/Empfänger) mindestens den Versuch startet, Sinn bzw. Semantik an physisches Material heranzutragen. Aber reicht schon der Versuch? Was passiert, wenn Empfänger A scheitert. Wenn der Versuch scheitert, ein irgendwie halbwegs konsistentes semantisches Konzept an ein physisches Material heranzutragen – Sinn zu entdecken – Verknüpfungen zu bilden – Netze zu knüpfen. Und was ist, wenn Empfänger B dies schafft?
Aber zurück zu den graphischen Formen und ihrer Zeichenhaftigkeit. Bei graphischen Formen fallen mir neben Buchstaben, Zahlen, Sonderzeichen als nächstes Formen im Kontext von Kunst ein. Das ist Zeichen. Schon allein, weil wir das Postulat der Zeichenhaftigkeit an die Formen herantragen. Unabhängig davon, ob wir individuell eine Bedeutung erstellen können.
Aber was ist mit dem Karomuster auf meiner Gardine? Form, ja. Aber Graphische Form = Zeichen? Hmmm…
Schrift ist immer schon Zeichen. Und damit auch gleich schon Kommunikation? Ja, denn sie wird verwendet, um etwas auszudrücken. Egal, wie banal. Egal, ob da ein konkreter Empfänger mitgedacht wird. Oder ist Kommunikation doch erst dann da, wenn ein Sender und ein Empfänger sich der dazwischenliegenden Botschaft nähern?
3. June 2010 at 7:53 PM
Stimme dir zu. Es gibt _immer_ einen intendierten Leser. ask your local Sprachtheoretiker ;)