die katrin

my photography & other stuff

Höhlenmalerei.

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Es fing an … Nein. Es fing mit gar nichts an. Jahrelang bin ich an dem Motiv vorbeigefahren und habe es höchstens passiv wahrgenommen. Die Kaffeetasse an dem Bürogebäude Otto-Braun-Straße/Karl-Marx-Allee – sichtbar, wenn man von der Otto-Braun-Straße Richtung Alex fährt – war für mich immer ein Teil alter DDR-Gebäudekultur. So wie auch das Tape auf dem Dach Greifswalder/Am Friedrichshain. Mit blutet jetzt schon das Herz, wenn diese Dinge eines Tages verschwunden sein werden.
Dann starrte ich eine Weile auf meine weißen Wände und wusste, da muss irgendwas rauf, was nicht aus bedrucktem Papier ist. Oder ist mir erst die Kaffeetasse aufgefallen, und ich wollte sie dringend in überpostergroß an meiner Wand haben? Erst sollte sie samt Bürogebäude an die Wand. Aber die vielen kleinen Details haben mich wahnsinnig gemacht. Ich zeichne selten. Meine zu Schulzeiten geweckten Proportionsfähigkeiten haben schon vor langer Zeit ihren Weg über den Hades angetreten. Irgendwas in mir war zu unruhig, stundenlang Fensterreihe um Fensterreihe zu zeichnen. Das Bild per Beamer an die Wand werfen? Eine veritable Idee. Doch in den ersten Entwürfen ist das Gebäude immer größer und wuchtiger als die Kaffeetasse gewesen. Stand immer im Vordergrund. So, wie es nicht sein sollte. Irgendwas sperrte sich in mir dagegen.
Dann ist das Gebäude aus meinen geistigen Bildern verschwunden. Geblieben ist die Tasse mit ihrem Kaffeedunst. Entstanden ist das hier.

Das Foto auf dem Rechner. Die ersten Entwürfe auf A4. Später immer größer entwerfen. Eine liebe Freundin brachte mich auf die Idee, mit Rastern die Proportionen beizubehalten. (Remember, i had no fucking idea what i was doing there.) Die Bleistiftzeichnungen liefen super. Striche. Flächen. Wischen. Hier etwas stärker. Dort etwas schwacher. Erinnerungen an den Kunstunterricht wurden wach.

kaffeetasse - der zweite entwurf a4

Der erste Versuch in groß und auf dem Boden. Auf einem alten Poster. Berlinova 2004, wir hatten eine grandiose Zeit! Himmel, was hab ich mir die Kniee wundgetanzt Sonnabendnacht. Ich bin mir sicher, auf dem Weg zum Zelt wurde ich kurzzeitig durch mein 80-jähriges Ich ersetzt, das aus der Zukunft gekommen ist, um nochmal die nächtliche Festivalluft zu schnuppern.

kaffeetasse - der dritte entwurf poster

Jetzt also Poster auf den Boden und die Tasse das erste Mal in groß gezeichnet. Was für ein Unterschied. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass die beste Zeichnung der zweite Entwurf in A4 sein wird. Rauhfasertapete ist einfach was anderes. Groß ist einfach was anderes. Dazwischen nochmal ein Poster an die Wand gehängt, um das aufrechte Zeichnen zu üben.

Benutzt habe ich Cretacolor Künstlerminen, Graphit und Reißkohle, fürs Vorzeichnen und die Ränder sowie Rembrandt Pastellkreide für die Flächen, den Kaffeedunst und zum Verwischen.

kaffeetasse - die kreide

Und hierdrauf schaue ich nun, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze:

kaffeetasse - das ergebnis

One Comment

  1. Na, denn, kuschel Dich ins Bärenfell und schmeiß die Säbelzahntigerkeule auf’s Feuer.
    Schön geworden!

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