Bei Spreeblick gab’s ja neulich auch diese netten Jahreslistchen. Dort per Musikabspielgerätedokumentiersowieauslesefunktion zusammengestellt. Was gleich mal den Statistiker in mir zum Leben erweckte (oh, ich habe eine Vermutung, wer mich letzte Nacht vom Schlafen abhielt). Ich musste allerdings schon beim Tippen der ersten Buchstaben las leise vor hin schmunzeln. War doch der Scrobbler kaum die Hälfte des Jahres über an. Auf den kleinen Hamster hier in meinem Abakus ist auch kein Verlass mehr. Muss ich bald mal austauschen gehen. Und überhaupt. Soviel Radio wie ich höre, könnte ich auch gleich motorfm bitten, deren gesamte Playlist in meinen lastfm-account reinzuscrobbeln.
Kurzer Exkurs: Ist jemals eine Radiostation auf die Idee gekommen, für ihre Playlisten – die sie ja alle ins Internet stellen und sowieso für die GEZ zusammenbasteln müssen und die also sowieso in Datenbanken und ab hier wird’s langweilig – hat schonmal jemand ne API für seine Playlisten gebastelt, um die dann ernsthaft für andere Dienste nutzbar zu machen? Falls nicht, bitte liebe Radiostationen, das gibt’s als Neujahrsgeschenk an euch.
Zurück zum kleinen Hamster und der Jahresauslese. Lastfm verriet mir nun also, dass mein Top-Titel des Jahres 2010 “Will You Return” von den Avett Brothers ist. Ob der Doppeldeutigkeit, die dieses Lied auch im Jahresrückblick noch hat, muss ich genauso wie damals als ich diesen Song postete, auch heute wieder herzlich lachen. Ob der Asynchronität meiner Blogpostings, ob der kruden Zufälle, die mein krankes Hirn in Zusammenarbeit mit den dunklen Mächten der Welt tageintagaus so hinbastelt, ob der unzähligen Male, die ich wild hüpfend durch mein Zimmer und auf meinem Schreibtischstuhl tanzte.
Mindestens ebenso lustig, weil meiner inneren Liste diametral entgegenstehend, ist die Liste der Top-Künstler. Die Mighty Mighty Bosstones auf Platz 2? Ich kann bis heute keinen der Songtitel ausm Kopf aufsagen und wenn die irgendwo laufen würden, wär ich die erste, die fragen täte, wer das denn tolles sei. So ist das, wenn einem die gesamte Diskographie, ähm, geschenkt wird.
Und wegen Platz eins und dem verpassten epischen Konzert verdrücke ich jetzt nochmal kurz ein kleines Tränchen. Ihr kommt wieder, liebe Deftones, hört ihr! Und dann seid ihr bitte nochmal so episch, hört ihr! Danke.
1. Deftones
2. The Mighty Mighty Bosstones
3. Lostprophets
4. RJD2
5. Los Campesinos!
6. boysetsfire
7. Danko Jones
8. The Avalanches
9. The Rascals
10. White Rabbits
11. Beatsteaks
12. Turbostaat
12. The Subways
14. Ocean Colour Scene
15. The Hives
15. Kings of Leon
15. Sonnenallee
15. Kasabian
15. The Avett Brothers
20. Camera Obscura
Wo wir grad schon beim Thema Listen sind. Gestern auf der Zugfahrt das Buch von Malte Welding ausgelesen. Da gibt es nämlich auch ein paar Listen drin. À la: “Sie konsumieren zuviel Pornogaphie, wenn”. Die Antwortmöglichkeiten beinhalten u.a. “wenn Sie beim Ertönen des Windowsstartsignals eine Erektion bekommen”, “wenn Sie einer Frau den Penis in die Mandeln schieben und darauf warten, dass sie kommt” oder, mein Favorit in dieser Liste, “wenn Sie plötzlich rudimentär Russisch und Japanisch beherrschen”. Oder so Listen wie “Die Eskalationsstufen der Bindungsangst” oder “Sie haben den falschen Job, wenn”. Der Anti-Ratgeber, das dieses Buch laut Eigenaussage sein möchte, wird nun aber doch eins. Denn in Anti-Ratgeber steckt Ratgeber schon drin und bei aller Ironie steckt hinter Klischees und Stereotypen ja immer dieses kleine Fünkchen Wahrheit, weshalb allzuoft dann doch die Ratgeberverarsche selbst zum nervigen Ratgeber wird. Was eigentlich nur schade ist, weil es so offensichtlich unter die Nase gerieben daherkommt.
Grundsätzlich geht es um die Frage, wo und ob uns auf dem Weg in die Zukunft die Liebe abhanden gekommen ist. Oder vielmehr die Fähigkeit zu lieben und eine länger andauernde Beziehung aufzubauen. Beobachtungen garniert mit kleinen Anekdoten (der Hase!) und ein paar anderen Texten zum Thema als Topping. An vielen Stellen den Finger auf die Wunde gelegt. An einigen Stellen wie die Oma auf dem Eis am eigentlichen Punkt vorbeigerauscht, aber das gehört auch dazu und über irgendwas muss man ja auch noch diskutieren können. Wär ja schlimm, wenn sich alle einig wären. Details kann ich leider nicht mehr geben, mein Textstellen- ud Zitatekurzzeitgedächtnis ist nämlich eine einzige Katastrophe und das genaue Gegenteil meiner lieben Freundin J. Ich müsste das Buch jetzt nochmal von vorne lesen, um das rauszusuchen was ich meine. Meine liebe Freundin J. hingegen kann sich beispielsweise einen Film anschauen, nebenbei die Wohnung putzen, Emails beantworten, ihren Katzen den Bauch kraueln, Telefonate führen und den Briefkasten leeren und weiß am Ende dennoch alle wichtigen Sätze des Films auswendig. Und zwar auf Lebenszeit.
Aber wir waren bei Malte Welding ihm sein Buch. Was der Mann kann, ist Geschichten schreiben und beobachten und sich Gedanken machen. In welcher Reihenfolge auch immer. Ich plädiere also dafür, dass ihm demnächst jemand Geld dafür gibt, genau das zu tun. In einer Reihenfolge, in der Geschichten schreiben am Ende steht.
Und ich, ich richte mich jetzt in meiner neu gewonnen Freiheit ein, überlege, wo ich endlich dieses Scheißgeld für Neuseeland auftreiben kann und gehe jetzt erstmal duschen. Moin.
6. January 2011 at 3:24 PM
Freundin J. ist echt ein Phänomen! Ich ertapp mich auch immer wieder dabei, wie ich sie innerlich mit offenen Mund anstarre. Wie macht sie das blueeeeeees? o.O