die katrin

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Mit dem Zug durchs Leben.

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Es ist früher Morgen. Der Zug erwacht zum Leben. Alle stehen auf, gehen sich die Zähne putzen, trinken Tee oder Kaffee. Der Nestle Pulverkaffee, der eigentlich nach Schokolade mit einem Hauch Koffeinaroma schmeckt. Und so sehr nach Zugfahren. Denn auf den Fahrten habe ich ihn meistens getrunken. Selten an den Straßenständen.

Über den Häusern und Sträuchern hängt der Dunst. Eng vermischt mit dem Staub des Wüstenrandes. Wir sind irgendwo zwischen Delhi und Varanasi, wahrscheinlich rund um Kanpur. Nichts könnte egaler sein als der genaue Ort. Nichts könnte unwichtiger sein als die Zeit. Mit einem Schlag raus aus allem. Was zählt ist die Ruhe.

(Die Menschen, die mit mir unterwegs waren, werden sich jetzt wahrscheinlich in die Hose pissen vor Lachen. Ich hatte so dermaßen schlechte Laune auf dieser Zugfahrt. Natürlich konnte ich meine Arbeit auch nach 20 Stunden Flug nicht so einfach hinter mir lassen. Blöde Erinnerungen begleiteten mich auf dieser Reise. Und wir waren zu dreizehnt unterwegs. Bei dieser Größenordnung stellt sich mein Lagerkoller bereits nach den ersten 5 Minuten des gemeinsamen Zusammenseins ein. Die andern können da herzlich wenig für. Aber unfassbar politisch korrektes und basisdemokratisches “Lasst uns das mal besprechen” lässt mir sofort die Halsschlagader anschwellen und die Hutschnur gen Sonne platzen. Wir sind doch hier nicht im Hippie-Stuhlkreis! Und der nächtliche Krach in den Zügen erst! Was die zusammenschnarchen. Es ist mir ja ein einziges Rätsel, wie die Inder da auch nur ein Auge zu kriegen. Aber die schaffen das!)

Egal. Denn dann steigst du aus dem Zug aus und siehst das hier:

on the train - Pause am Morgen
(Unbedingt in groß ansehen! Und versucht gar nicht erst, den Anfang des Zuges zu erkennen.)

Und dann drehst du dich um und siehst das hier:

on the train
(Ebenfalls in groß ansehen!)

Und ich schwöre bei Gott und meiner Take-That-Tasse, dass beide Bilder nur mit ein bisschen Vignette und Kontrast nachbearbeitet sind. In diesem Moment war einfach alles vergessen, was Alltag in Berlin ist. Alle Erinnerungen und Gefühle aus dem Jahr davor waren wieder da. Das ist der Ort, an dem ich genau jetzt genau richtig bin. Nie vergessen der Morgen, als ich von Bangalore nach Goa gefahren bin. Zwischen sechs und acht Uhr morgens fahren wir durch die Hinterwälder Goa’s. Nach Monaten voller trockener, staubiger, sandiger Gegenden ist es das erste Mal saftiges, sattes, nasses Grün. Die Sonne blinzelt durch die Baumkronen. Die Kinder schauen auf dem Weg zur Schule unserem Zug nach. An der Tür sitzt niemand. Ich lasse mich nieder und genieße die frische Luft, diese unfassbar frische Luft. In diesem Moment hätte ich auch einfach sterben können.

Zurück nach Varanasi. Ein paar Stunden und mehrere Zwischenstopps später hielten wir wieder. Dieses Mal am Rande eines Dorfes. Das Schöne am Winter ist, dass plötzlich alle draußen sind. Laue 23, 24°C locken wirklich jeden hinter seiner Klimaanlage hervor.


direktausmzugraus

(Tschuldigung. Ich muss kurz weg und mir dieses Video noch ungefährt 10.000 Mal angucken.)

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