die katrin

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Burn, baby, burn.

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Boah, ich könnt so kotzen über dieses Gutmenschengetue, was da schon wieder in meine Timeline sickert. Ja, ihr dürft es Scheiße finden, dass die Wohnungen und Läden von Mitmenschen zerkloppt und angezündet werden, obwohl die jeweiligen Einzelpersonen nichts getan haben. Denn ja, es ist scheiße. Aber denkt im selben Atemzug wenigstens eine Sekunde darüber nach, wer eure Eltern sind, in welchem Ort ihr groß geworden seid, wieviel Einkommen eure Familie hatte und hat, wieviel Taschengeld ihr von wem bekommen habt, wann ihr euer erster eigenes Geld verdienen musstet, mit welchem ethnischen Hintergrund (ja, auch deutsch ist eine Ethnie) ihr und eure Familie ausgestattet seid und mit welchen alltäglichen Sorgen ihr zu kämpfen habt. Und denkt eine Sekunde mit etwas Distanz zu euch selbst darüber nach, woher die Moral kommt, die ihr hier gegenüber den Jugendlichen in Anschlag bringt.

Das, was da passiert, ist Krieg. Und wenn wir weißen Mittelschichtsbürger so weiter machen mit unserer Ignoranz, wird dieser Krieg über kurz oder lang auch im heimeligen Deutschland ausbrechen. Und dann werdet ihr noch lauter heulen. Und euch wahrscheinlich hinter die Wasserwerfer und Panzer des Staates stellen. Weil ihr nichts begriffen habt. Was soll denn besser werden, wenn all die Leute dort in London jetzt eingeknastet werden? Na? Genau. Nichts wird dann besser werden. Weil dann immer noch der Respekt fehlt. Weil die zynische, selbstverliebte, auf den eigenen Geldbeutel starrende Politikerriege, umrundet und angeführt von Ökonomen und den dazu passenden “Experten”, dann immer noch da sein wird.

Weil Betroffenheit den Sumpf nicht reinigen kann. Niemals.

4 Comments

  1. Respekt fehlt da wohl auch auf Seiten der Jugendlichen. Was wird denn besser, wenn Handlungen ohne Konsequenzen bleiben bzw. was wäre denn Deiner Meinung nach eine adäquate Reaktion auf Randale?

    Distanzverständnis aus der Komfortzone ist doch genauso bequem und mit Gutmenschengetue gleich zu setzen…

  2. darauf antworte ich mal halb indirekt mit einem tweet von jens best und dem verlinkten artikel:

    @jensbest “Gewalt gegen Gewalt. Die eigentlichen Brandstifter tragen Anzug. http://goo.gl/kYs4G

    klar fehlt der respekt auch auf seiten der jugendlichen. aber wo sollen sie den denn auch gelernt haben, wenn die entscheider in unserer gesellschaft sich so verhalten, wie sie sich verhalten. wo denn, wenn jedes auch nur im keim aufkommende gleichheits- und gerechtsigkeitsempfinden von kindheit an mit füßen getreten wird.

    ich will die leute dort auf den straßen gar nicht bis zum letzten in schutz nehmen. irgendwann entwickelt jeder mensch fähigkeiten zu selbstreflexion und damit die basis, sein verhalten und antrainierte impulsreaktionen (aka sein verhalten) zu verändern. aber änderung des verhalten muss auf allen seiten stattfinden.

  3. Interessanter Artikel / Link – danke dafür.

    Ich hab ja immer wieder Mühe, wenn Versäumnisse in der Erziehung und dem Elternhaus grundsätzlich dem Staat angelastet werden.

    Das Leben in der Gemeinschaft wird immer ein Leben in Kompromissen sein und der Weg durch die Mehrheit bestimmt werden. Solange genau diese Mehrheit keine Probleme mit sozialen Sparprogrammen hat und den Mammongötzen anbetet… Die Veränderung muss an der Wahlurne stattfinden, denn hier finden sich doch die Entscheider über den einzuschlagenden Weg. Und wenn die zur Wahl stehenden Fraktionen die Wahl zwischen Pest und Cholera sind muss man selber aktiv werden. Ja, ich weiß dass das lange dauert und kein Erfolgsgarant ist, aber das Prinzip der Gewalt darf kein Mittel der Wahl sein. Bei Wahlbeteiligungen um die 60-65% (UK) scheint der Leidensdruck der Massen noch nicht allzu groß zu sein.

    Gerecht oder Ungerecht – die Mehrheit hat sich für die heutige Politik und Gesellschaftsstruktur entschieden und genau das kennzeichnet Demokratie.

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