Es klingelt an der Tür. Verwunderung macht sich breit. “Wer könnte das denn jetzt sein?” Ich öffne und zwei schon etwas betagtere Herren in Hemd und Hose stehen vor der Tür. Bei Hemd und Hose muss ich immer noch zuallererst an Beamten o.ä. denken. Das von ihnen entgegengebrachte “Plumber?” stürzt mich daher gleich in noch mehr Verwunderung. “Plumber? Plumber? Ihr seid Plumber?” Aber nein, auch die Handwerker sind hier so angezogen. “Und wozu brauchten wir gleich noch einen Handwerker?” Ach ja! Der Wasserhahn im Bad. Das Rohr ist irgendwann aus der Wand ausgebrochen. Wollte auch mal ein bisschen freischwingend das kühlende Nass in unseren Duscheimer befördern. Nicht immer nur so an der Wand befestigt. Wird auf die Dauer langweilig. Kann ich voll verstehen.
Vor ein paar Tagen also gab die Mitbewohnerin Bescheid, dass der Wasserhahn jetzt genug freischwingende Freude hatte und wieder zurück zu seinem besten Freund, der Wand, möchte. “Ja, wir müssen da erstmal einen Antrag stellen [Indisch für: jemanden beauftragen]. Das macht der Sekretär heute nachmittag. Und dann kommt der Handwerker vorbei.” Wann genau das “dann” sein würde, konnte natürlich vor der Antragstellung niemand so genau sagen. “Das geht meistens recht schnell.” Da mussten wir den Wasserhahn erstmal ein bisschen trösten, aber ich glaube, der hat das mit indischem Shanti aufgenommen. Eile mit Weile und so.
Ein paar Tage später nun war ich heute zufällig zu Hause. Angekündigt hat den Besuch der Freundewiederzusammenbringer natürlich niemand. Aber meine Tagesplanung und mein Dharma stecken sicher unter einer Decke. Für mich war meine Anwesenheit nämlich reinster Zufall, bin ich doch schon seit zwei Stunden damit beschäftigt, das Haus zu verlassen.
Nun sind sie also da, die Handwerker. Blick auf den Freischwinger. Blick auf seinen besten Freund (der vor lauter Trauer schon ein Loch in sich hinein geweint hat). Ich verzog mich wieder ins Wohnzimmer. Es machte rumms. Es machte klöng. (Indische Handwerker lieben es, auf Dingen rumzuklopfen. So wurde auch schon unser Gasherd zum Leben erweckt.) Ich schaute kurz um die Ecke, da standen sie vor der Wohnungstür und klopften auf irgendwas ein. Kurze Ruhe. Dann klopfte es lange und ausgiebig im Bad. Und nun sind die wieder vereint, die besten Freunde:
Das hier ist übrigens ein wundervoller Beispiel indischer Baukunst. Das Loch in der Wand war ja schon da. Mörtel? Hamwa nich! Holz? Hamwa! ‘N metallenen Keil? Hamwa! Holz ins Loch stopfen und Keil reinkloppen. Juti!
An dieser Stelle werden gerne Wetten entgegengenommen, ab wann der Wasserhahn wieder freischwingend arbeiten möchte.