Ich schaue über Rotorua und bin in Gedanken bei meinen Freunden in Berlin und einer Freundin nahe Osnabrück. Sie fehlen mir hier. Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, hier mit Menschen durch die Lande zu ziehen, die ich gerade erst kennengelernt habe. Die meisten sind sehr sympathische Menschen, unbenommen. Aber wenn dein Herz und dein Kopf immer wieder flüstern “ach wie schön wäre es, wenn jetzt L. nebenher laufen würde und all die kleinen Dinge entdecken würde, von denen du immer nur die Hälfte siehst” – wenn dein Herz und dein Kopf noch nicht den Punkt erreicht haben, an dem Loslassen und Hiersein möglich sind – wenn dein Herz und dein Kopf sich gegeneinander ausspielen.
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Es ist Zeit, weiterzuziehen. Rotorua ist kein Ort, der mir bekommt. Zu viele Prollos, zu viele Konservative, zu viel kleinbürglicher Bullshit. Für draußen-Sport ist das schon super hier. Aber ohne die richtigen Menschen ist diese Stadt nicht aushaltbar. Nicht für mich.
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Kleine Anekdote. Typ macht sich über Mädchen lustig. Kumpel von Mädchen ist pissed off und wartet morgens vor der Schule auf den Typen und verprügelt ihn. Wer ist schuld? Facebook, natürlich!
Die Geschichte in lang: Typ und Kumpel sind auf verschiedenen Schulen, das St. John’s College und die Rotorua Boys’ High School (RBHS), zwischen denen seit langem eine Fehde besteht, liebevoll gehegt und gepflegt von beiden Seiten. Die RBHS gönnt sich in diesem Zusammenhang eine Facebook-Seite für virtuelle Neckereien, auf der auch die Jungs des St. John College kräftig mitmischen. Dort kam auch der Kommentar, der zur Prügelei führte. Der Direktor des St. John’s College machte denn auch prompt Facebook und das böse Internet für alles verantwortlich. Die Administratoren der von der RBHS-geführten Page beeilen sich klarzustellen, dass das alles nur verbal stattfinden dürfe und körperliche Gewalt eindeutig die Grenzen überschreite. Alles in allem wirkt die Berichterstattung aber ein bisschen ratlos bzw. will es vielleicht auch keiner überdramatisieren. Sind ja am Ende des Tages nur heranwachsende Jungs. Ein paar Tage später bin ich an der Rotorua Boys’ High School vorbeigekommen. Deren Schulmotto: “We take pride in ourselves and our achievements“. In Richtung Straße und Stadt meterhohe Plakate, die sich einen runterholen auf die exzellenten Sport- und Performing Arts-Gruppen der Schule. Janeeisklar, wa!
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Die Aktionen dieses Wochenende gegen Monsanto und die anderen GE/Biotech-Firmen sind mehr so semi-geil organisiert. Es gab kaum Werbung für die Proteste und die Vorbereitung war mehr so lose. Dementsprechend sind nur die Kern-Aktivisten hier. Man bleibt unter sich, erfreut sich am gegenseitigen Informationsaustausch und bleibt insgesamt auf einem internen Level. Heute soll es noch einen Marsch durch die Stadt geben, bei dem Flyer etc. verteilt werden und eine Kundegebung stattfindet. Ich bin mal gespannt. Heute abend dann kommen die ersten Monsanto-Mitarbeiter. Da wird’s dann vielleicht spannend.
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PS: Wurde noch spannend, mehr so inhaltlich.