Soundtrack. Bluetonic von den Bluetones.
Odyssey of Failure. Das Scheitern-Barcamp vergangenes Wochenende in der c-base. Klein & fein.
Impostor Syndrom. Wir sind alle drauf abgegangen wie Schmidts Katze als der johl mit diesem Label ankam. Offenbar eine übliche Reaktion. Endlich! Endlich ein Wort für das, was mich seit immer schon begleitet. Macht das drüber wegkommen und damit umgehen auch nicht leichter. Aber Labels haben diesen schönen Vorteil, dass sie einen Ankerpunkt bieten, einen Haltepunkt, der die inneren Signale bündeln kann und das Handlen erleichtern kann. Wie auch Depression und Selbstmitleid. Wir dürfen nur nicht an so einem Punkt stehen bleiben und es genauso wenig als Absolutum sehen. Gefühle, innere Zustände, Gedanken sind fließend. Gleiches gilt für die Labels, die wir drauf packen.
Eingänge ins Schloss: Post aufm Ada Intitiative Blog “Kicking impostor syndrome in the head“, Impostor Syndrome im Geek Feminism Wiki.
Sartre. Jemand erwähnte, dass Sartre sich u.a. mit dem Wahn des Absoluten in unserer Kultur und Gesellschaft auseinandergesetzt hat. Seit langem mein Ding. Zeit, seine Texte zur Hand zu nehmen.
ADHS. Damals beim Lesen von “Dinge geregelt kriegen” hatte ich mal den Gedanken, ob das nicht ein Grund für meine damaligen Depressionen sein könnte. Habe es aber wieder beseite geschoben, weil mein Hirn, meine biochemischen Prozesse dann doch ziemlich gut in der Lage sind zu selektieren, auszublenden. Und deswegen kam es mir für mich zu einfach vor und eher wie ein Wegrennen vor der Auseinandersetzung mit den internalisierten Anspruchshaltungen, die mein eigentliches Thema waren und z.T. immer noch sind. Übrig blieb die spannende Beobachtung, dass unterschiedliche kognitive/psychische Erscheinungen die gleichen Effekte haben. Jetzt wieder. Sämtliche beschriebene Effekte des ADHS auf Leben und Lebensorganisation konnte ich direkt unterschreiben. Wie aber auch ganz viele andere im Raum. Wieder die gleichen Gedanken und Selbstbeobachtungen. Diesmal unterfüttert mit der Einsicht, dass es auch keinen Unterschied macht, denn (siehe oben) ein Ankerpunkt ist kein Endpunkt. Dazu der Gedanke, dass auch schon viele Kulturbeobachter von der Reizüberflutung in unserer Zeit und unserer Welt sprechen und das ganze Konglomerat als Skala mehr Sinn macht als es als diskretes Merkmal einer psychischen Störung zu sehen. Es sei denn, ich gehe soweit (wie auch schon geschehen), unsere gesamte Gesellschaft mit dem ADHS-Stempel zu versehen. Aber was ist damit gewonnen?
Das Absurdeste überhaupt. Exakt in der Mitte des Scheitern-Barcamps bin ich gescheitert. Musste ich ein Scheitern vor mir selbst und emotional eingestehen. Ist eine Sache gescheitert, die von vornherein (rational schon immer klar) zum Scheitern verurteilt war. Das Gute, schon währenddessen habe ich überlegt, was wohl Hilfreiches für mich aus dieser ganzen Geschichte rauskommt und eine Antwort gefunden. Jetzt, nicht vergessen, festhalten daran, denn die Antwort hat noch immer Gültigkeit.
4. November 2013 at 11:20 AM
“unsere gesamte Gesellschaft mit dem ADHS-Stempel zu versehen” – wenn ich das Gewusel um mich herum mal wieder nicht verstehe, stelle ich mir statt der Menschen eine Horde Paviane vor, und schon erklärt sich das meiste ganz natürlich.
Was allen Diagnosen gemein ist: sie gehen von einem Normalfall aus, zu dem es Abweichugnen, Störungen und Defizite gibt. Nun ist aber zumindest im psychischen Bereich alles “Normale” nur durch die umgebende Gesellschaft definiert. Wenn also die Diagnosen wuchern: könnte es nicht sein, daß unsere derzeitige Gesellschaft einen Zustand erreicht hat, in dem einfach niemand von und mehr wunschgemäß funktionieren kann? (Wir amüsieren uns gern über viktorianische und andere steife Zeitalter, merken aber nicht, daß unser eigenes durchaus genauso reglementiert und zwanghaft ist.)