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Die lieben kleinen Erstsemestler.

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Erstmal ein bisschen Musik vorneweg: Tomte – Die Schönheit der Chance

(DirektSchönheit)

Gestern und heute war es wieder soweit: Frischfleisch strömte an unser Institut. Mit jedem Jahr, das ich bei der O-Woche dabei bin, kommen sie mir immer niedlicher vor. Seit sie als Abschlussziel den Bachelor vor Augen haben, können wir sie auch passenderweise als Betschela-Häschen bezeichnen. Ein Schelm, der hierbei Böses denkt.

O-Woche steht übrigens für Orientierungswoche und sollte, wenn ich mir das recht überlege, in O-Tage umbenannt werden. Es gab einmal eine Zeit, da hat der liebe Studierende seine Zeit in der Uni mit der Di-Mi-Do-Woche zugebracht. Dies lag nur zum Teil daran, das Studierende montags noch ihren Rausch ausschlafen mussten und das Wochenende bereits am Donnerstag begann. Dozenten ging es genauso. Dann kam die Uni-Verwaltung und schrieb Dozenten vor, sie müssten am frühen Morgen oder am späten Abend oder am Montag oder am Freitag ein Seminar anbieten. Dann kamen die Studierenden, die was lernen wollten und vorbei die Zeit der Di-Mi-Do-Woche.
Wie auch immer. Auf jeden Fall fand die O-Woche damals auch von Dienstag bis Donnerstag statt und von daher hat sie ihren Namen. Jetzt findet sie am Montag und Dienstag statt und die Studierenden und ihre Dozenten lernen die gesamte Woche über. Aber es hat ja immer was für sich, wenn Geschichte in den Begriffen weiterlebt.

Mit den lieben kleinen Erstsemestlern erlebt der geneigte engagierte Studierende ja interessante Dinge. Meistens haben die lieben kleinen ihren Namen nämlich wirklich verdient. Sie sind zum Großteil zwischen 18 und 20 Jahre alt, haben keine Ahnung von nix, sind die Hilflosigkeit in Materialisierung und dabei die meiste Zeit total süß. Da gibt es beispielsweise den Typ “unfreiwilliger Zuspätkommer”. Dieses Jahr durch ein junges Mädchen repräsentiert, das in atemloser Panik erst den Weg nicht fand, dann vor unserem Cafè stand, mit dem Programm wedelte, nach dem Raum frug und fast schon wieder wegrannte, so dringend wollte sie die verlorene Zeit einholen. Ein Lächeln, ein “erstmal tief durchatmen”. Nichts hilft für den Moment. Doch die Dankbarkeit in ihren Augen zaubert ein liebevolles Grinsen in mein Gesicht.

Ein großer Spaß ist auch jedes Jahr aufs Neue unser Raumnummernsystem. Unsere Uni (hier im Stadtplan rechts unterhalb des Kreises) ist gitterförmig im Grundriss, ähnlich dem Stadtbau in New York. Naheliegenderweise, die Amis haben diese Uni schließlich aufgebaut. Die Boulevards sind mit Buchstaben durchnummeriert, die Streets mit Zahlen. Ein einfaches System, das jeden, aber auch wirklich jeden im ersten Augenblick ratlos beim Pförtner nachfragen lässt. Wer schaut sich ein Gebäude auch schon vorher bei Google Earth an? Egak. Jeder Gebäuderundgang beginnt mit der Frage, ob ich denn erstmal das Raumnummernsystem erklären soll. Nach 1,5 Tagen hat sich diese Frage ja möglicherweise schon erledigt. Aber nein, hat sie nicht. Jedes Jahr gibt es aus einigen Kehlen ein erleichtert aufschreiendes “Ja!”. Und nächstes Jahr schließe ich eine Wette ab, von wem dieses “Ja!” kommt. Ich habe nämlich immer recht…

Es gibt aber auch Veränderungen. Der Anteil an “klein und niedlich” variiert nämlich – so über die Jahre hinweg betrachtet. Die Jahrgänge 2002-2003-2004 wurden beispielsweise immer streberhafter. Mit jedem Jahr mehr vermissten wir die Indie-, Hippie- und Linksruck-Leute. Scheinbar wollten nur noch angehende Grundschullehrerinnen (Typ “StiNo” aka “graue Maus”) und bald erfolgreiche Kultur-Event-Managerinnnen dem Studium der deutschen Literatur nachgehen. Mit diesen Menschen macht eine O-Woche nicht wirklich Spaß. Zu groß ist das verlangen, ihnen erstmal den Stock aus dem Arsch zu ziehen. Doch vorbei diese Zeiten. Der Bachelor hat sie uns wieder gebracht, die Indie- und Hippie-Leute (Linksalternative studieren offenbar kein Deutsch mehr). Mit diesen Menschen macht eine O-Woche vor allem deshalb so viel Spaß, weil sie mitmachen, über Missgeschicke und Absurditäten auch wirklich lachen können, nur darauf brennen, neue Leute kennen zu lernen und überhaupt einfach Leben in die Bude bringen.

Nur eins wird sich wohl nie ändern. Wenn das Frühstück für 9 Uhr angekündigt ist (in Worten: NEUN UHR… MORGENS), sind die ersten um 8:30 Uhr da. Dieses Jahr waren sogar die Hälfte aller Erstsemestler bereits vor 9 Uhr da. Wir haben dann den ersten Tag damit zugebracht, sie an das c.t. zu gewöhnen.

2 Comments

  1. hach, ersti möcht ich wieder sein, bei so liebevoller betreuung… schön..

  2. For the times they are a-changin’….

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