Meine bisherigen Lebenserfahrungen haben mir u.a. gezeigt, dass es sehr sinnvoll sein kann, Publikationen, die sich mit dem Thema “Karriere und Lebensgestaltung” beschäftigen, möglichst zu umgehen.
Nachdem mich meine Mutter vom Ende der 9. bis zum Ende 13. Klasse in unregelmäßigen Abständen, aber dabei höchst kontinuierlich zu meinen weiteren Lebensplänen befragte, hat sich meine Wahrnehmung geradezu zwangsläufig auf entsprechende Publikationen gelenkt. In unserer Schule lagen neben Infobroschüren des Arbeitsamtes immer auch ein paar Exemplare der “Unicum Abi + Schule” aus. Hierauf datiere und verorte ich meine ersten konkret-subtilen Erfahrungen mit dem Thema “Welche Anforderungen werden eigentlich so an zukünftige Arbeitswillige gestellt?”. Inhalte waren und sind Beiträge zum Finden des Traumjobs, Möglichkeiten, die Zeit nach dem Abi mit gesellschaftlich anerkannten Tätigkeiten zu füllen, und die Karrieren engagierter Schüler, die bereits während ihrer Schulzeit Eventmanager oder Businessplaner waren. Mir ging immer durch den Kopf, dass diese Menschen es in ihrem Leben weit bringen werden. Und dass ich selbst das irgendwie auch haben wollte.
Doch Jahre vergingen und auch am Ende des 13. Schuljahres konnte ich meiner Mutter keine, von ihr so heiß ersehnte Antwort geben. Denn diese sollte vor allem eins sein: konkret und handfest. Kein “mal schaun, wo’s mich hinverschlägt”. Diesen Wunsch kann ich ihr bis heute kaum erfüllen. Ich hab dann angefangen, Germanistik zu studieren. Mein altes Nebenfach BWL hab ich wieder abgewählt und bin zu Philosophie gewechselt.
Irgendwann, nach einigen Lektüren von “Unicum Uni+Studium” und später “Unicum Beruf+Karriere”, hab ich einen Schlussstrich gezogen. Seither versuche ich, unter dem Schallwellenbereich des Marktgeschreis der “jungdynamischflexibel”-Personaler zu kursieren. Es gelingt mir gut. Es geht mir besser, wenn ich diese Parolen nicht ständig vor der Nase habe. Ich habe mittlerweile sogar ein grobes Berufsfeld für mich entdeckt. Eines, in dem ich mit etwas Glück auch Geld verdienen kann. Zumindest das Taxifahren hat sich als Zukunftsaussicht erledigt (und hey, nichts gegen Taxifahrer).
Was mir nach all den Jahren bewusst geworden ist: Ich bin ein Spätzünder und ein Quereinsteiger. Was mir aber auch bewusst geworden ist: Ich kann mein Leben nicht vollständig selbst und nur aus mir heraus definieren. Ich brauche so etwas wie Vorbilder. Es braucht jemand anderen, der meinen Antrieb mitträgt. Das ist vermutlich der Hauptgrund, weshalb ich es so toll finde, dass mehr und mehr Netzwerke und ihr Zusammenwirken betont werden.