Diese Worte stehen unter meinem Bildlein. Sie stehen dort gut. Gut zu Gesicht stünde mir, sie auch einmal hinzustellen. Am Besten vor mein geistiges Auge. Das Auge, mit dem ich denke. Das Auge, dass die Bilder sieht, in denen ich denke. Womit sich der Kreis schließt.
Diese Worte sind ein netter Spruch. Ähnlich dem “sind wir nicht alle ein bisschen bluna?” Doch sind sie – für jeden von uns? – mehr als das, wenn es um die eigene Person, gar um die Persönlichkeit geht. Wir alle haben die unterschiedlichsten sozialen Rollen inne. Wir sind Kinder, Eltern, Arbeitskollegen, Freunde, lockere Bekannte, Verbündete im ehrenamtlichen Engagement, Studenten, Konsumenten und noch vieles mehr. Doch gibt es da noch etwas.
Diese Worte sind für mich der Inbegriff dessen, was andere als “die Persönlichkeit” bezeichnen. Frage ich mich selbst, was denn meine Persönlichkeit sei, gerate ich vor mir selbst ins Stocken. Ich kann es nicht sagen. Zu widersprüchlich empfinde ich die Summe meines Verhaltens und meines Denkens aus den vielen Bereichen meines Lebens. Ich weiß sehr gut, welche Spielarten von Sex mir den meisten Spaß bringen und ich kann mich meinen Leidenschaften hingeben, auf dass um mich herum alles in Bedeutungslosigkeit versinken möge. Aber mit anderen über Sex reden, no way. Es gibt Arbeitsaufgaben und Studieninhalte, die ich mit einer Tiefgründigkeit und Zuverlässigkeit bearbeite, die mir die besten Referenzen garantiert. Doch weiß ich, wann ich welche dieser Aufgaben wie am Besten bearbeiten könnte, wenn mensch mich danach fragte, nein. Ich bin gerne mit anderen Menschen zusammen und finde es immer ganz toll, wenn Leute sich seit Jahren kennen, sich alle paar Tage treffen und sich blind verstehen. Doch selbst solche Freundschaften aufbauen. Hmm, schwierig. Zu schnell habe ich das Bedürfnis, neue Leute kennen zu lernen, ohne dabei die alten Freunde zu vergessen und dennoch zwangsläufig weniger Zeit mit ihnen zu verbringen. Der Tag hat halt nur 24 Stunden. Es gibt Menschen, die sagen, ich sei offen und selbstbewusst. Sofort fällt mir zu jedem Beispiel ein Gegenbeispiel ein. Ich finde Mainstream fürchterlich, aber kann doch die Finger nicht davon lassen. Ich kann leicht mit einer Meinung daher kommen. Aber werde ich diese Meinung auch morgen noch haben? Wie bin ich denn zu solchen Meinungen gekommen? Im schnellen Durchdenken des Sachverhalts, immer abhängig von den mir zur Verfügung stehenden Aspekten und Fakten. Ich komme mit den unterschiedlichsten Typen von Menschen zurecht. Das führt zu einer interessanten Mischung in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Ich nehme zum Beispiel auch sehr schnell die unterschiedlichsten Gesten und Sprüche anderer Menschen an.
Was ist es, das MICH auszeichnet? Bis auf meine Liebe zum Lachen und den Sinn fürs Absurde fällt mir ad hoc nichts ein. Außer… die Mischung aus allem. Irgendwie schwammig, gell? So wenig handfest.
Ich bin ein Chamäleon. Das ist gut. Aber auch unglaublich anstrengend.
6. January 2008 at 1:24 PM
Den Satz mag ich auch gern, mir kommt er aber immer ein wenig doppelboediger vor als von dir grade angesprochen. Klar, Rollen usw., aber das “wenn ja, wieviele” kommt mir meist dann in den Sinn, wenn ich mich zu fragen beginne, was ist noch “meine” Rolle und was ist was, wo ich nicht mehr recht weiss, obs zu mir gehoert? Selber schwammig und vielfaeltig sein ist ja trotz verunglueckter Metapher durchaus ne feine Sache, aber manchmal wuesst ich lieber, wo hoer ich auf und faengt irgend ne externe Erwartung an. Und mit der Frage, wem ich was von welchen sexuellen Vorlieben erzaehle, hat damit beispielsweise relativ wenig zu tun.