die katrin

my photography & other stuff

23. August 2010
by miss sophie
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Bis der Kreis sein Ende findet.

Es war ein Plädoyer. Nicht aufgeben. Erst das Eichhörnchen, dann der Aufstieg. Dazwischen ein Mäandern mit Straßenkino, Sterni und Sozialstress. Zerbrechen an und in dieser Stadt. Bis sie dich wieder aufbaut. Zerstört. Wieder aufbaut. Wieder zerstört. Wieder aufbaut. Kein Ende in Sicht. Es ist nie nur die Stadt. “Die Stadt” ist eine Ausrede. So billig wie dein Tabak. Für immer die Menschen. Inklusive dir selbst.

Kleine Fetzen und noch kleinere Krümel kreuzen deinen Weg. Der Klangteppich wird runder. Die Höhen und Tiefen schließen sich zusammen und leiten dich in stroboskopverzerrte Gedankenwelten. Die Synapsen finden für einen kurzen Moment Ruhe. Sind mit anderem beschäftigt. Die Neuordnung der Dinge. Ein Rhythmus fernab des Gewohnten. Alles durcheinander bringen. Abschied von dir selbst.

Heraus aus dem Dunkel. Das letzte Bier. Die kälteste Stunde. Sonnenaufgang und die gemeinsame Fahrt nach Hause. Zwischen den Häuserreihen der tieforangene Ball. Es verschlägt euch die Sprache. So oft schon gesehen. Wieder der Gedanke, dass dies der Moment ist, auf den immer wieder alles hinausläuft. Ein erschöpftglückliches Gesicht blickt in ein anderes erschöpftglückliches Gesicht. Sein sanftes Lächeln gibt die Gewissheit, dass alles gut ist. So verschieden eure Leben. So ähnlich eure Gefühle. Die Hoffnungen. Das Verzweifeln. Im Park hängt der Tau an den Baumwipfeln. Das Fahrrad knarzt. Die Vorhänge ziehen sich zu.

Am nächsten Morgen sitzt du mit Kaffee und Zigarette am Küchentisch. Der Dreck ist aus dem Gesicht gewischt. Die ersten Emails haben das Postfach verlassen. Das Zittern begleitet unaufhörlich alles.

11. August 2010
by miss sophie
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Ey, ich hab gesagt, fass mein Bier nich an!

Neulich in der Kadterschmiede. Wir rücken den Kicker mehr ins Licht. Einer hält dabei das auf der Bande stehende Bier fest. Der Typ, der daneben auf nem Stuhl sitzt:
“Ey, fass mein Bier nich an!”
Ein WTF-Blick in Richtung Stuhl, der seinesgleichen sucht. Stille.
“Ey, ich hab gesagt, fass mein Bier nich an!!!”
Kurzes Nachdenken. Dann:
“Bleib ma ruhig. Wir rücken hier nur den Kicker rum und ich halt dein Bier, damit’s nicht umkippt…”
Kurzes Nachdenken auf dem Stuhl:
“Is ok. Aber fass mein Bier nich nochmal an!”

11. August 2010
by miss sophie
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Ein kleiner Junge aus Petershagen.

11. Klasse. Morgens um acht zur 1. Stunde. Wir warten auf unsere Lehrerin. Auch ein paar aus der Klasse fehlen noch. Allesamt Leute, die mit der S-Bahn zur Schule kamen. Wir haben wahrscheinlich vermutet, dass eine Bahn ausgefallen ist oder Verspätung hatte. Wir haben gewartet, uns unterhalten. Irgendwas.

Dann betrat unsere Lehrerin den Raum. Sie gehört zu den Menschen, denen man die innerliche Verfassung kaum ansieht. An diesem Tag stand ihr die Erschütterung ins Gesicht geschrieben. Sie beginnt zu erzählen. Der Regionalverkehr war unterbrochen. Auch die S-Bahn war davon betroffen. In Petershagen, ein Dorf weiter. Einige von uns wohnten auch dort.

Ein Junge wurde an diesem Morgen von einer Regionalbahn erfasst. Er ist dabei gestorben. 28 Köpfe haben 1 Bild vor Augen. Der breite Bahnübergang diesen kurzen Weg hinter dem S-Bahnhof. Sie berichtet weiter. Der Junge war auf dem Weg zur Schule. Die Bahnschranken waren heruntergelassen. Das sei sicher. Aber weil so lange kein Zug kam, sei der Junge einfach rübergegangen.

Die Regionalbahn hält nicht in Petershagen. Entsprechend schnell fährt der Zug an dieser Stelle. Vor meinem Auge der an dieser Stelle breit angelegte Bahnübergang. Nichts, was man mit ein paar Schritten und in ein paar Sekunden überqueren könnte. Die Schranken noch ein Stück hinter den Bäumen. Links und rechts kaum etwas zu sehen. Ich denke an meine eigenen Erfahrungen mit diesem Bahnübergang. Die Schranken gehen runter, lange bevor etwas passiert. Man steht da und fühlt sich verarscht. Und selbst dann dauert es noch ein paar Augenblicke bis der Zug vorbei rauscht. Der Versuch zu verstehen. Ja, so etwas ähnliches könnte in dem Jungen vorgegangen sein.

Zurück im Klassenraum. Ich blicke in die umliegenden Gesichter. Erschütterung auf allen von ihnen. Stille, die im Hintergrund wabert. Im Vordergrund ein Gespräch zwischen der Lehrerin und ein paar Schülern. Ich weiß nicht mehr, was ich dachte oder fühlte, nachdem mein innerer Erklärungsversuch halbwegs zu einem Ergebnis gelangt war. Aber aus meinem Gesicht war die Erschütterung gewichen. Das weiß ich, weil meine damalige beste Freundin und Banknachbarin mich fragte, ob mich das denn nicht auch bewegen würde. Ich weiß nicht mehr, was ich genau sagte. Ich weiß noch, dass ich ihr meine gewichene Erschütterung nicht erklären konnte. Und ihre Reaktion. Zorn, noch mehr Erschütterung und der dahingehauchte Satz, dass sie mir wünscht, dass so etwas nie meinen eigenen Kindern passieren möge. Sie sagte das mit all dem Unverständnis über meine unnahbare Haltung in diesem Moment. Mit all dem Zorn über den unnötigen Tod dieses kleinen Jungen, der sich nun gegen mich richtete.

Die Erschütterung indes wollte sich auch dann nicht wieder einstellen. Ich musste an die zigtausend Kinder denken, die jeden Tag unnötig sterben. Weil auf der Welt zwar genug Nahrung vorhanden, diese aber ungleich verteilt ist. Weil Medikamente zu unfassbaren Preisen verkauft werden, obwohl die Pharmaunternehmen ihre Forschungsausgaben längst wieder drin haben. Ich musste daran denken, dass der unnötige Tod dieser zigtausend Kinder nicht auch nur annähernd dieselbe Erschütterung hervorruft, wie dieser kleine Junge aus Petershagen, der über den Bahnübergang geht, obwohl die Schranken unten sind, und dabei von einem Zug erfasst wird.

Und bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wieviel Zynismus auf wievielen Ebenen in diesem Gedanken steckte, bei mir selbst und in dieser Welt, ging der Unterricht und der Alltag für uns alle weiter.

8. August 2010
by miss sophie
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leaves me speechless.

hammer, wie krass unterschiedliche menschen die gleichen gefühle & gedanken haben. die, die ganz tief drinnen stecken. die, von denen man dem gerade erst kennengelernten menschen bei sonnenaufgang erzählt. weil man das eine glas wein zuviel hatte. weil da dieses schlüsselwort war. ein wort, das andere so selten benutzen. und dann auch noch in genau diesem einen tonfall. die worte, die mit dem schlag in die magengrube eine vertrautheit herstellen, die jahrzehntealte freunde nie erfahren werden.

8. August 2010
by miss sophie
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Zurück in die Gegenwart.

Motorola. Siemens. Eins, an das ich mich nicht erinnern kann, aber da muss was gewesen sein. Motorola. (3 Jahre. In Zeiten, in denen Mobiltelefone standardmäßig bereits nach 1 Jahr kaputt gingen. Es war perfekt.) LG. Nokia. Wir schrieben das Jahr 2009 und dieses Nokia konnte noch nichtmal Farbe auf dem Display. Aber es kostete nur ca. 15 Euro. Wieder LG. Zeitweise mit einer Vodafone Prepaidkarte in Indien. Internet war kostenlos, weil Vodafone das nicht aufm Schirm hatte. Sony Ericsson W910. Blackberry. (Wir nähern uns der Gegenwart. Und plötzlich sollte alles ganz schnell gehen.) iPhone 1. Generation. HTC Desire. iPhone 4. Mit Spaß und ohne Telekom.

iphone4

5. August 2010
by miss sophie
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3 Dinge.

Ich möchte photographiert werden. So in richtig atmosphärisch. Von jemandem, der die ersten 10 Minuten übersteht, in denen ich immer nur dumm grinsen muss, aus dem ganz simplen und einfachen Grund, weil eine Kamera auf mich gerichtet ist. (Das ist mal ‘ne kack Angewohnheit, sag ich euch…)

Ich mache Klamotten so wie ich sie gerne kaufen möchte. Nix hier mit eigener Kollektion und so’n Scheiß. Nää. Ein Großteil der Klamotten, die für den weiblichen Teil dieses Planeten bereits hergestellt wurden, sind ja schon in Ordnung. Wäre da nur nicht die Farbe. Weiß. Gelb. Pink. Lila. Hellblau. Rosa auf grasgrün. Ihr ahnt mein Dilemma. Es gibt zu wenig tolle Dinge in dunkel. Das ändert sich in diesem Moment.

Ich möchte ein Blog mit mehreren anderen Menschen aufziehen. Ich will Gespräche führen. In Schrift, Ton, Stand- und Bewegtbild. Über das Leben in der Stadt. Über die kleinen Dinge. Steile Thesen. Geschichten aus Absurdistan. Das große Ganze. Eigentlich hab ich keinen Plan.

5. August 2010
by miss sophie
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The Avett Brothers – Will you return

Die Avett Brothers spielen das Spiel “Wieviele Instrumente und Menschen passen in unseren Tourbus, der ungefähr die Größe eines QEK-Junior hat?” 8?, 9?, noch mehr? Leute. Zwei Kontrabässe. Ein Banjo. So ein Paukentrommeldings. Gitarre. Bass-Schlagzeug – nein, das dann doch nicht.

Ab 1:39 geht’s ab wie ‘n Stück Schnitzel.

Die Avett Brothers direkt daheim.

(Ähnlichkeiten zu lebenden Realitäten treten auf, sind mitnichten beabsichtigt, sondern vielmehr Merkmal eines großen allumspannenden Endziels.)