die katrin

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Am Fluss.

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Es war ein Sonnabend, der sich anfühlte wie der 14. Sonntag in Folge. Zwei Tage später ging es zurück in den kalten Winter Berlins. Zu viert machten wir uns auf in Richtung Kashmiri Gate. Irgendwo dort haben unsere indischen Freunde ihren Ringerclubimmer und ihre Badestelle. Im Yamuna baden gehen. Nach allem, was wir über diesen Fluss gehört hatten, war es ein Wunder, dass die Herren noch an einem Stück durch die Welt laufen. Selbst der Regen 1986 dürfte weniger gesundheitsschädlich gewesen sein. Der beißende Gestank von meiner ersten näheren Begegnung mit diesem Fluss hing mir noch immer in der Nase.

Vorbei an Wohnsiedlungen, leerstehenden Häusern, in Hinterhofgassen gelegenen Palästen, die von der Polizei bewohnt werden, über und unter riesigen Umgehungsstraßen entlang, in die Ecken direkt am Fluss, unterwegs der Kondomwagen, Touristenbusse ohne Touristen, weil hier jeder Fahrer ein Kleinunternehmer ist, der sein Gefährt mit nach Hause nimmt und die beiden Busse heute nicht gebucht sind, über kleine 1m hohe Mäuerchen, die aussehen als sollen sie Deiche sein, bis runter an den Yamuna.

Als S. davon erzählte, dass er am Yamuna ringen geht und dort täglich trainiert, dachte ich an eine Turnhalle oder einen Raum mit ein paar Geräten und Platz für Bodenmatten. Was ich zu sehen bekam, glich eher einem Garten. Hinter der kleinen Mauer war der Trainingsringplatz. Unter freiem Himmel, auf Sand, ordentlich geharkt. In der Mitte des Grundstücks der Wettkampfplatz. Hinten ein paar Geräte zum Gewichte stemmen. Im Haus noch mehr Geräte. Dahinter die Stufen hinab zum Fluss. Alles wirkte eher wie ein Tempel. Der Lärm der Gandhi Marg ist hier nicht mehr zu hören. Auf der anderen Seite des Flusses erstreckt sich weite Ödnis. Am Rande der Großstadt eine kleine Oase.

Wir stehen am Flussufer. Delhi kann ich trotzdem nicht komplett hinter mir lassen. Zu diesig die Luft. Zu nah dran die U-Bahnbrücke. Zu viel Gestank allenthalben. Doch bevor ich mich versehe, sitzen wir in einem Boot und paddeln auf die andere Uferseite. Stille auf dem Wasser. Die Nachmittagssonne taucht unsere Häupter in goldenes Licht. Die Schornsteine des Krematoriums rauchen ununterbrochen. Direkt davor am Flussufer wird eine Leiche auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

Es ist der vorletzte Tag in Indien. Ein gruseliges Jahr neigt sich dem Ende und reicht mir die Hand zur Versöhnung.

One Comment

  1. Wirklich schöne Eindrücke und tolle Bilder :)

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