Pünktlich sein hilft. Vor allem wenn die Vorband gar nicht die Vorband ist und der heimliche Star des Abends als Erstes auf der Bühne steht. Schwupps, die ersten 15 Minuten Slut verpasst. Und schwupps eingetaucht in ein Feuerwerk des Indiepop, der eigentlich keiner mehr ist.
Rund um die Jahrtausendwende muss es gewesen sein, als ich Slut kennen lernte. Hauptsächlich von den Sachen, die im Radio liefen. Ich mochte sie immer gerne, kaufte mir das Lookbook-Album, hörte es oft und verfolgte sie dann doch mehr so nebenbei. Ich war auf melodiösen Indiepop à la Bluetones und Konsorten geeicht. Und verstand darüber die tiefen Dimensionen nicht, die Slut in ihrer Musik aufleben lassen. Es waren Klangwelten, die sich heute abend auftaten. Wenn Elektro nachgesagt wird, es spüre der Struktur der Musik auf eine Weise nach, die tief in sein Innerstes eindringt, dann machen Slut genau das mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier. So manches Mal musste ich an Muse und ihren Klang denken. Die zarten Teppiche, die an einer Mauer des Rock aufprallen, in tausend Teile bersten und dann sanft gen Boden gleiten. Slut haben nur wenig gesagt, dafür mehr die Lieder ineinandergewebt. Auf diese Weise ist das typische Ansage-Lied-Konzert zu einem runden Ganzen geworden, bei dem ich ob der Brecht-Adaption in dem Gefühl den Raum verließ, gerade einer Oper beigewohnt zu haben.
Zu The Hoosiers hab ich nicht viel zu sagen. Kannte ich vorher nicht. Will ich auch jetzt nicht kennen lernen. Uninspirierter, talentbefreiter Mischmasch auf Gitarre-Bass-Schlagzeug. Die Sachen mit den Bläsern waren gut, die gingen ins Bein. Mehr davon und weniger “wir sind so trash-witzig”-Attitüde und die Jungs könnten mir zusagen.