Sana’a 19.10.
Besteht unsere eigentliche schamlosigkeit nicht vor allem im sprechen über sexualität (pórne-gráphein)? Denn wie schamlos ist unser sexualleben denn tatsächlich? Das beschreiben, problematisieren und klassifizieren hat uns eher lust und geheimnis geraubt. Die reflexion ist zwischen die begegnung zweier körper getreten und bildet nun einen undurchschreitbaren spiegel zwischen dem selbst und dem anderen.
Schamhaftigkeit bedeutet nicht prüderie. Sie betont eher die besonderheit und verletzlichkeit der begegnung. Weder befreit uns das reden von unserer verletzlichkeit, noch bringt es uns der erfüllung unseres begehrens näher. Es macht uns ärmer.
Leeres Viertel Rub’ Al-Khali. Michael Roes. 242.