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Meine 3 Cents zu diesem Sexismus.

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Die Debatte bei und um Amy & Pink ist nur ein Eingang ins Schloss. Das Spannendste daran: diejenigen weiblichen Wesen, die keinen Sexismus in dem sehen, was dort gebloggt wird. Ich musste sofort an einen Spiegelartikel vor ein paar Jahren denken. Es ging um die Generationen selbstbewusster Frauen seit Beginn der 1990er, die Feminismus nicht mal mit spitzen Fingern schief von der Seite angucken würden. Die ihr Spiel mit der Gesellschaft und ihrer Umgebung spielen. Die dabei z.T. auch mit Symbolen an sich und um sich schmeißen, die – von einem Mann eingesetzt – eindeutig als sexistisch (= Frauen gegenüber herabwürdigend) gelten. Und es ging um die Feministen, die in alter Tradition denken und keinen blassen Schimmer haben, wie sie die Handlungen und Überzeugungen dieser feminismusresistenten Frauen denn bitte schön jetzt wieder einordnen sollen.

Es ist in erster Linie ein Rebellieren gegen nach wie vor existierende Tabus. Es ist das Spiel mit der Erotik und/oder dem Verruchten, das bereits an so vielen Stellen Einzug in unser (öffentliches) Leben gehalten, aber trotz alledem noch von zu vielen Menschen mit pikiert gerümpfter Nase zur Kenntnis genommen und moralisch abwertend be-/verurteilt werden. Es ist der Kampf für menschliche Triebe und den Spaß am Ausleben. Das mag manchmal niveaulos daherkommen. Aber auch hier sofort die Frage: Warum gilt etwas als niveauvoll, anderes als niveaulos und in welchen Diskursen und moralischen Mustern entstehen diese Ansichten?

Cut. Der wichtige Spreeblick-Artikel über die Frauenfiguren in den Spielen dieser Welt (ausgenommen MMORPGs). Eine Abrechnung mit den wenigen, immer wiederkehrenden Rollen, die Frauen als schwache oder hässliche Personen in Szene setzen. In den Kommentaren der wichtige Hinweis auf die wenigen, immer wiederkehrenden Rollen, die Männer als hünenhafte Muskelprotze in Szene setzen. In beiden(!) Fällen die große Frage: Wieviele Menschen werden damit real repräsentiert, spielt das überhaupt eine Rolle, in welcher Form und wie sieht es mit dem (vermeintlichen?) unnötigen Druck auf die Menschen aus, die glauben, die Diskrepanz zwischen Spiel und ihrem eigenen Selbst aufheben zu müssen.

Wir waren schonmal weiter. Die Debatte rund um das Problematische an unserem Schönheitsideal ist z.B. genau so eine nachfolgende Debatte, die das eigentliche Problem beim Schopfe packt. Davon sind alle betroffen, die nicht in das Ideal passen. Ganze Industrien haben sich darum entwickelt. Frauen dürfen hier in aller Öffentlichkeit ihre Neurosen und Problemchen besprechen. Männer werden von allen Seiten dafür milde ausgelächelt. Oder auch: Wo ist der boy’s day, der die Jungs in die Geisteswissenschaften bringt?

Es wird Zeit, dass Emanzipation als das begriffen wird, was es ist. Die “Befreiung aus Abhängigkeit und Unmündigkeit sowie der Verwirklichung der Selbstbestimmung”. Für alle. Denn neben Frauen und Männern gibt es – und das wird gerne mal vergessen in diesen Internetdiskussionen – noch diejenigen, die sich keiner der beiden Kategorien zuordnen wollen oder können. Die Hermaphroditen, transgender, Transsexuellen und was sich nicht sonst noch alles an (Selbst-)Bezeichnungen in den vergangenen Jahren ergeben hat.

Ich will gar nicht leugnen, dass es speziell gegen Frauen gerichtete Diskriminierung gibt. Gerade heute wieder drüber gestolpert. Ein 15-jähriger über Mädels im Allgemeinen:

Die Ische kann noch so geil sein – wenn man zu ihr sagt “Komm Baby, blas mir einen!” und sie es tut, ist sie halt eine Schlampe.

Und was machen wir mit Hank Moody? Wir finden ihn kollektiv und über alle Gendergrenzen hinweg geil. Aber warum? Eine Antwort darauf steht oben, es ist die Sache mit den Tabus und dem Sprengen gesellschaftlicher bzw. moralischer Normen.

An anderer Stelle:

Mit Kohle kannst du sicher sein, dass die Mädels bei dir bleiben. Das ist bei denen doch immer so. Du gibst ihnen einen Drink nach dem anderen aus, und wenn du kein Geld mehr hast, dann gehen sie zum Nächsten. Bei meiner Ex war es ähnlich. Ich fand sie so geil, dass ich gar nicht merkte, wie sie mich ausgenutzt hat. Nach zwei Monaten hat sie dann einen reicheren Macker gefunden und mit mir Schluss gemacht, die Schlampe.

Inwiefern sich diese Frauen in eine selbstgewählte Abhängigkeit begeben oder doch eher nach Belieben mit den Männern spielen und damit diese herabwürdigen. Hmmm…
Aber dazu: Jeder Mann gerät unter Generalverurteilung, wenn er seine Frau/Freundin für eine Jüngere verlässt. Und wo ist jetzt der Unterschied?

Emanzipation. Für alle.

5 Comments

  1. Pingback: Computergeschlechterrollenspiele « Zivilschein

  2. Welche Tabus meinst du konkret?

    Frauen, die in Computerspielen eine größere Rolle übernehmen, werden in den seltensten Fällen hässlich oder schwach dargestellt. Diesem Argument fehlt der Beweis. Außerdem arbeitet sich der Spreeblick-Artikel eher daran ab, dass die Spieleindustrie möglicherweise sexistische Spiele herstellen würde. Allgemein ist es eher umgekehrt der Fall, wenn man schöne und starke weibliche Charaktere darstellt, dann ist der Vorwurf nicht weit, dass man Frauen nur auf ihr Äußeres reduziert.

    Schönheit ist ein Ideal unserer Gesellschaft und ich halte es nicht für schlimm, wenn Menschen, wenn es sie glücklich macht, versuchen diesem Ideal gerecht zu werden. Dass sich Industrien darum bilden, ist ganz normal und ein Bestandteil unseres Wirtschaftssystem, das sich eben auf Bedürfnisbefriedigung bzw. Nachfrage aufbaut.

    Insgesamt finde ich es toll, dass man so fortschrittlich denkt und sich sagt, ach ja, Männern muss dasselbe Recht zustehen wie Frauen, aber dein Beitrag ist irgendwie so ziellos. Was ist dein Ergebnis? Was hat das ganze Nachdenken gebracht, was du vorher noch nicht wusstest?

  3. Henry. Da du meinen Beitrag ziellos findest, bist du offenbar in der glücklichen Lage, dass auch alle anderen Menschen um dich herum, die Kultur, in der du lebst, die Serien und Filme, die du schaust, die Musik, die du hörst, … keinerlei Diskriminierung auf Basis von, sagen wir mal, äußerlichen Merkmalen eines Menschen zu bieten hat. Herzlichen Glückwunsch. Das, was ich da als Ergebnis geschrieben habe, weiß ich schon seit Jahren, aber ich habe den Eindruck, dass es eine neues Aufstreben von Feminismus gibt, das hinter bestimmte Errungenschaften von Emanzipation wieder zurückfällt. Und genau darauf will ich aufmerksam machen.

    Was das Beispiel Schönheitsideal angeht: Und was machst du mit den Menschen, die es unglücklich macht, dieses Ideal erreichen zu wollen, die es vielleicht niemals erreichen können, obwohl sie es wollen, weil alle Welt davon spricht, dass sie dann ein besseres Leben haben werden? Da stecken strukturelle Gesetzmäßigkeiten dahinter und falls dir jetzt auf der Zunge liegt, dass das ein Problem des Einzelnen sei und das ja jeder sich da raushalten und entsprechend anders orientieren können, dann führt das nur dazu, dass die zu Grunde liegenden Mechanismen einfach weiterprozessiert werden.

  4. Ich fand den Beitrag ziellos, weil du von Thema zu Thema gesprungen bist, ohne deine Positionen zu den Einzelheiten wirklich optimal darzustellen. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich den Beitrag für verfehlt halte.

    Es gibt halt dumme Frauen wie es dumme Männer gibt. Nur weil manche Frauen andere Menschen ausnutzen und sich auf bestimmte vorgegebene gesellschaftliche Rollen einlassen, bedeutet das jedoch nicht, dass damit die Emanzipation anderer bedroht ist. Solange sich Frauen überhaupt mit ihrer Identität beschäftigen und auch die Möglichkeit haben jederzeit auf die feministischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts zurückzublicken, halte ich das für kein Problem.

    Warum versuchen diese Menschen ein Ideal zu erreichen, wenn es sie unglücklich macht?

    Wenn sie es niemals erreichen können, dann müssen sie sich irgendwann damit abfinden. Jeder hat Schwachstellen. Jemandem der dem Schönheitsideal aber entsprechen möchte, das nicht zu gönnen, klingt irgendwie verbittert.

    Welche strukturellen Gesetzmäßigkeiten stecken dahinter? Und was ergeben sich für Probleme, wenn die zu Grunde liegenden Prozesse einfach weitergeführt werden?

  5. Ah ok, aufgrund der letzten Frage habe ich “Ergebnis” rein als persönliche Erkenntnis verstanden. Und was den Stil der Aneinanderreihung angeht: Argumentations- und Strukturregeln, z.B. einzelne Sachen näher ausführen, sind mir hier schnuppe ;). Wenn ich was nicht weiter ausführen kann, gönn ich mir trotzdem den Mut zur These.

    Zur strukturellen Diskriminierung bei der Schönheitsideal-Problematik lass ich mal kurz jemand anderen sprechen: http://www.abgeschirmt.com/du-bist-so-hasslich-wie-das-was-du-sagst (v.a. die letzten beiden Absätze).
    Das ist grundsätzlich ein Thema, was ständig auf einer persönlichen, individuellen Ebene abgehandelt wird. Menschen sollen sich selbst kümmern, der Neidvorwurf, wenn man mal Anpassung ans System beim Namen nennt (siehe dein verbittert-Satz; dazu: wer die Ironie im Post findet, darf sich einen Tee damit kochen).
    Das Problem: Wer kein Interesse hat, gängigen Aussehensidealen zu entsprechen (u.a. auch “welche Klaidung/welches Aussehen gehört sich bei der Arbeit”), wird schnell von anderer Seite nicht ernstgenommen -> weil die Kleidung bzw. die äußerlich sichtbaren Dinge nicht ins Bild passen.

    Was anderes, was viel näher an dem eigentlichen Begriff Schönheit ist: Überleg mal in deinem Freundes- und Bekanntenkreis, welche anderen Menschen deine Leute sexy finden. Und dann, in welchem (sub-)kulturellen Rahmen das geprägt wurde.
    Das hat jetzt nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern erstmal nur mit kultureller Prägung. Die Diskriminierung kommt dann mit dem Mobbing, dem sozialen Druck etc.

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