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Die Poesie von Krankheitsbildern.

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Neurasthenie gehörte nicht nur zu den Modekrankheiten einer gehobenen Gesellschaftsschicht, weil das Odium der körperlichen Entartung und der Endogenität seelischer Beschwerden durch die dynamische Sichtweise der Krankheit ganz außer Acht gelassen wurde, sondern vor allem, weil eine Abwechslung verheißende und nach den Prinzipien des Brownianismus anregende Behandlung im Kurverfahren von Betroffenen vielfach als äußerer Aufschwung angesehen wurde.

Jaja, lest euch dieses Monstrum eines Satzes ruhig noch einmal durch. Lasst euch einlullen von seinen Genitiven und bettet euch warm in seinen Adjektiven. Es ist ein Satz wie eine Literatur. Wie die Literatur, die mir den Weg zu diesem Wikipedia-Artikel wies. Sergej Leontjewitsch, Protagonist in den “Aufzeichnungen eines Toten” von Michail Bulgakov sorgt sich, er könne unter dieser Krankheit leiden, nur um wenige Seiten und Monate später abzustreiten, dass dies der Fall sei. Es ist eine prosaische Poesie des 19. Jahrhunderts, die hier durchscheint, im Roman wie auch im Lexikoneintrag.

Der Roman betrachtet die Selbstzensur der Moskauer Theater- und Literaturszene in den 1930er Jahren. Wie das geschieht, werde ich in den nächsten Tagen herausfinden. Und mir bis dahin überlegen, was ich aus der Beobachtung ziehe, dass bis S. 49 lediglich die russchischen Männer beim Namen genannt werden, nicht aber die Frauen oder ausländische Personen.

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