die katrin

my photography & other stuff

29. March 2012
by katrin
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Fensterblumen, aufsteigend sortiert.

Keine Ahnung, wie ich da neulich drüber gestolpert bin. Ist auch egak. Denn es ist so großartig! Blumen. An Leinen aufgehängt. Aufsteigend. Das Wasser absteigend. Und aufsteigend.

Mal eben auf 1qm 20 Pflanzen unterkriegen. Das muss man auch erstmal schaffen.

Jetzt muss ich nur noch das passende Nachtschattengewächs für meine Höhle finden.

22. February 2012
by katrin
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Und dann steht der Tagebau vor deiner Tür.

Ein Dorf in der Lausitz
Symbolbild

Neulich war ich in der Lausitz. Gleich neben dem weißen Fleck auf der Landkarte. Es ist die Gegend, in der Vattenfall Braunkohle abbaut. Unermüdlich schieben sich die Bagger Meter für Meter vorwärts durch die Landschaft. Den ganzen Tag. Die ganze Nacht. Kilometerweit ist der Krach zu hören. Den ganzen Tag. Die ganze Nacht. Sie graben sich durch den Boden, um unseren Energiehunger zu stillen. Sie graben sich durch den Boden und ernähren eine ganze Region. Die Menschen kennen das, haben aus den Nachbarorten davon gehört. Der halbe Ort, so scheint es, arbeitet selbst bei Vattenfall. An diesem Wochenende haben sie nun erfahren, dass der Tagebau demnächst auch vor ihrer Haustür vorbeiwandern wird.

Die Menschen, die ich an diesem Wochenende kennengelernt habe, werden wohl halbwegs Glück haben. Ihre Häuser können stehen bleiben. Die Wälder aber, die Jagdgebiete, die Ackerländer, sie werden verschwinden. Schon jetzt sieht man nachts die Abbaugebiete weit über den Wäldern schimmern, hell erleuchtetet wie ein Fußballfeld am Abend. Bald werden auch die Geräusche näher kommen und ein paar Jahre bleiben. Was danach kommt, ist momentan Spekulation. Noch steht nichts fest. Sie alle hoffen, dass die Gebiete renaturiert werden. Weitere 10-15 Jahre, bis die Seen geflutet sind, noch mehr Jahre bis die Bäume wieder gewachsen sind. Tourismus ist das, was dann noch bleibt.

Die Menschen, die ich an diesem Wochenende kennengelernt habe, haben auf eine ganz bestimmte Art auf diese Meldung reagiert. Es gab keine Aufregung. Wut über den bald verlorenen Wald, ja, und auch Sorgen. Denn noch weiß keiner, wie nah der Tagebau wirklich an den Ort herankommt. Momentan ist von 500 Meter die Rede. Aber zu lange wird dort schon Braunkohle abgebaut. Zu viele Menschen kennt man, die ihre Häuser räumen mussten, und für die das Leben wonaders weiterging. Zu viele aus der eigenen Familie arbeiten selbst beim Tagebau. Es ist Alltag in dieser Gegend.

12. February 2012
by katrin
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“Ostprodukte im Westregal”

Anne Worst hat die Handelsbeziehungen zwischen Ost- und Westdeutschland unter die Lupe genommen. Im Zentrum stehen Interviews mit Betriebsdirektoren, Vorstandsvorsitzenden, Handelsdirektoren, Designern usw. Sie erzählen, davon welche Stoffe für den Export ins nicht-sozialistische Handelsgebiet verwendet wurden und welche als ausreichend für die DDR-Bevölkerung angesehen wurden, worüber bei Handelsreisen in den Westen gesprochen werden durfte, wie Produktionsüberschüsse aufgrund von Fehlplanungen zu Billigverkäufen in BRD-Warenkatalogen führten, undundund.

Ostprodukte im Westregal. Zu sehen in der ARD-Mediathek.

12. February 2012
by katrin
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Die Poesie von Krankheitsbildern.

Neurasthenie gehörte nicht nur zu den Modekrankheiten einer gehobenen Gesellschaftsschicht, weil das Odium der körperlichen Entartung und der Endogenität seelischer Beschwerden durch die dynamische Sichtweise der Krankheit ganz außer Acht gelassen wurde, sondern vor allem, weil eine Abwechslung verheißende und nach den Prinzipien des Brownianismus anregende Behandlung im Kurverfahren von Betroffenen vielfach als äußerer Aufschwung angesehen wurde.

Jaja, lest euch dieses Monstrum eines Satzes ruhig noch einmal durch. Lasst euch einlullen von seinen Genitiven und bettet euch warm in seinen Adjektiven. Es ist ein Satz wie eine Literatur. Wie die Literatur, die mir den Weg zu diesem Wikipedia-Artikel wies. Sergej Leontjewitsch, Protagonist in den “Aufzeichnungen eines Toten” von Michail Bulgakov sorgt sich, er könne unter dieser Krankheit leiden, nur um wenige Seiten und Monate später abzustreiten, dass dies der Fall sei. Es ist eine prosaische Poesie des 19. Jahrhunderts, die hier durchscheint, im Roman wie auch im Lexikoneintrag.

Der Roman betrachtet die Selbstzensur der Moskauer Theater- und Literaturszene in den 1930er Jahren. Wie das geschieht, werde ich in den nächsten Tagen herausfinden. Und mir bis dahin überlegen, was ich aus der Beobachtung ziehe, dass bis S. 49 lediglich die russchischen Männer beim Namen genannt werden, nicht aber die Frauen oder ausländische Personen.