6. August 2015
by katrin
0 comments
Fragen hilft. Immer.
Ich schreib das jetzt zur Hälfte auch als Mantra für mich selbst. Aber… weshalb ich da grade drauf komme, ist eine Kundensupport-Email. Und ich sterbe grade ein wenig, weil ich obigen Hinweis gerne in meine Antwort einbauen möchte, aber nicht in die “herablassend reagieren”-Falle tappen möchte. Schwierig, schwierig. Deswegen weiche ich jetzt hierdrauf aus.
Also: Ich habe eine Brille inkl. Gläser bestellt, zur Abwechslung mal online. Nun ist es bei meiner Sehstärke und meinen Korrektionswerten so, dass die Gläser oft ein wenig nach innen über die Fassung rausstehen. Mir persönlich ist das ja vollkommen schnuppe. Anderen offenbar nicht so. Und bei nicht-Kunststoffbrillen kann ich das auch total nachvollziehen. Na, auf jeden Fall gibt’s nun also immer die Option extradünne und superdünne Gläser zu bestellen. Und machen wir uns nichts vor, es geht dabei natürlich auch immer darum, noch ein wenig mehr Geld zu verdienen. Kapitalismus ist schließlich Kapitalismus.
Mir ist das, wie gesagt, egal. Ich beantworte die Frage danach auch regelmäßig mit nein. Im Laden ist das eine Sache von 30 Sekunden als Teil aller anderen Dinge, die mensch beim Brillen- oder Glaskauf abklärt.
Online war beim Punkt “Glasstärke” nun aber keine Frage mit dabei, bei der ich angeben konnte: “Ja, ich kenne die Unterschiede und entscheide mich hier bewusst.” Und weil das eben fehlt, kam nun eine Email vom Kundensupport. Sehr höflich formuliert, möchte die Mitarbeiterin zu bedenken geben, dass… und führt dann alle Vorzüge schmalerer Gläser auf.
Und ich denke mir so: “Gute Frau, ich trage seit 15 Jahren immer die gleiche Art Fassung mit immer der gleichen Art Gläser mit Sehstärke und Korrektionswerten in immer nah beieinanderliegender Stärke.” Das kann sie natürlich nicht wissen. Aber, und nun komme ich zum Punkt, sie bzw. der Kundensupport als Teil des Unternehmens kann es antizipieren. Und deswegen: Fragen hilft. Immer. Anstatt “zu bedenken zu geben”, hätte ich hier gerne eine Frage und mehr Awareness für die potenziellen Kontexte des Gegenüber. Sowas wie “Ich wollte nur mal sicher gehen: Kennen Sie schon…?” Kapitalismus ist ja leider sehr anpassungsfähig. Der verkraftet das schon.
Auf sowas kann ich nämlich ganz einfach und ganz höflich mit “Ja, kenn ich schon. Danke der Nachfrage!” antworten. So, und jetzt schau ich mal, wie ich meine 15 Jahre Brillen- und Gläserkauf-Erfahrung in der Antwort unter kriege.