die katrin

my photography & other stuff

28. October 2015
by katrin
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Eine Frau tritt an den Tresen.

Zagreb

Unabhängigkeitstag in Zagreb. Alle Läden sind dicht. Nur die Cafés, Bars und Kneipen sind geöffnet. Eine Frau tritt an den Tresen, nimmt eine leere Flasche Bier aus ihrer Umhängetasche und stellt sie auf den Tresen. Sie unterhält sich kurz mit dem Barmann. Ich sehe ein Kopfschütteln bei ihm, sie steckt die Flasche wieder ein. Ich verstehe kein Wort und stelle mir vor, dass sie nach Pfand o.ä. fragt. Die beiden reden noch ein bisschen weiter und ich sehe ein Kopfnicken bei dem Barmann. Er geht nach hinten ins Lager. Sie stellt derweil die leere Flasche wieder auf den Tresen, eine zweite daneben. Er kommt mit zwwi vollen Flaschen Bier zurück. Sie bezahlt und geht.
Unabhängigkeitstag. Alle Läden sind dicht. Nur die Cafés, Bars und Kneipen sind geöffnet.

27. October 2015
by katrin
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Der Rand der Startbahn liegt in Nebel gehüllt.

Zagreb

Flug von Berlin nach Zagreb, 6:55 Uhr am Morgen. Der Rand der Startbahn liegt in Nebel gehüllt. Beim Start zeigt es sich: Aus der Mitte des Flughafensees heraus windet sich der Nebel wie eine Schlange, kraucht über die Büsche und Bäume, ergießt sich entlang der Startbahn nach links und rechts.
Auf der Havel ein ähnliches Schauspiel. Überall auf den kleinen Seen und Flussarmen kauern die Nebelwölkchen in der Mitte über dem Wasser. Als hinge ihr Leben davon ab, bloß ja nicht die Bäume zu berühren.

26. October 2015
by katrin
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Und alle paar Minuten rauscht draußen eine Straßenbahn vorbei.

Zagreb

Ich sitze im Kriviput, ein Kneipenhäuschen mit Terrasse und Biergarten. Die Bänke, Hocker und Tische sind in orange, blau und grün gestrichen. Oder waren es mal. Bei einigen ist die Farbe bis aufs morsche Holz abgeblättert. Einige sind frisch gestrichen. Es ist so eine Mischung, die das als Filmkulisse perfekt machen würde. Dazu Sonnenschein, der beginnende Herbst und alle paar Minuten rauscht draußen eine Straßenbahn vorbei.

Ich wünsche mir, meine Freunde wären hier. Es sind diese Momente und Orte, an denen mein Herz aufblüht, die ich so gerne mit ihnen teilen möchte. Alleine in Urlaub fahren wird von Mal zu Mal schwerer.

Heute nachmittag sind die meisten Gäste hier wohl Studenten. Obwohl, nein. Auf der Terrasse sitzen auch einige Grüppchen, die ich mir nur schwer an einer Uni vorstellen kann. Wahrscheinlich auch nur, weil sie die 30 weit hinter sich gelasen haben. Aber was soll dieser Gedanke denn überhaupt?

Am Tresen sitzen zwei Jungs. Wie sie da so über den Tresen gebeugt dahängen, sehen sie aus wie alte Hasen. Aber die Pubertät springt ihnen aus dem Gesicht. Ich muss unwillkürlich schmunzeln, als ich mich frage, wie lang wohl die gestrige Nacht war.

Ich sehe erstaunlich wenige Leute mit Fahrrad hier. Gleich zu Beginn bin ich an einer ganzen Menge Radläden vorbeigekommen. Und Zagreb ist wunderbar fürs Radfahren geeignet. Größtenteils flach. Alles nicht so richtig weit weg, aber zu weit, um nun iwrklich immer zu laufen.

24. October 2015
by katrin
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Während ich noch dasitze, nehme ich den ersten Schluck der heißen Schokolade.

Zagreb

The museum of broken relationships und danach eine heiße Schokolade im Kino Grisc Café.

Das Museum war herzzerreißend bezaubernd. Dort hindurchzulaufen, all die Geschichten zu lesen und zu fühlen, war als würde ich durch einen Roman laufen. Viele kleine Episoden. Most of them heartwhelming. Many heartbreaking. Some raising anger.

In vielen Geschichten steckte der Versuch einer Erklärung, der Versuch zu verstehen, was passiert war. Einige haben Fragen in mir aufgeworfen. Ich habe mich selbst in ihnen wiedergefunden. Fragte mich, was davon auch auf mich zutrifft. Dinge, Gründe, an die ich bislang nicht gedacht habe. Handlungen und Nicht-Handlungen, die verhindert haben, dass… oder eher noch, die mich in Richtungen geführt haben, die nicht gut für mich waren.

Während ich noch dasitze und meinem Schmerz nachfühle, nehme ich den ersten Schluck der heißen Schokolade. Und muss feststellen, im Kino Grisc, da gibt es keine heiße Schokolade, da gibt es heißen Schokoladenpudding! Ich muss so dermaßen herzlich lachen. With the sip of a spoon forgetting, blowing away my thoughtfulness, leaving only happiness.

Happiness for all the small things. Wie dieser Touchscreen im Museum. Einer dieser Tische, bei denen man sich durch die Geschichte des Museums, ihre Welttour und anderes lesen kann. Es gibt zwei Bildschirme. Einer zeigt die englische Version. Auf dem anderen sollte vermutlich die kroatische Version zu lesen sein. Stattdessen zeigt es das Tutorial, wie man eine Django App installiert <3.

23. October 2015
by katrin
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Zu jeder sich bietenden Gelegenheit.

Zagreb

Zagreb, die Stadt, in der das Rauchverbot in den Kneipen und Cafés wieder aufgehoben wurde, weil offenbar wirklich niemand mehr hingegangen ist. Und hier gehen sie oft aus. Von früh bis spät sitzen die Menschen in den Cafés. Allein, zu zweit, in großer Runde.

Der Mann an der Rezeption, als hätte er meinen Eindruck geahnt, den ich morgens um neun, halb zehn auf dem Weg vom Bahnhof zum Hostel bekommen hatte, der Mann an der Rezeption meinte völlig aus dem Blauen heruas, hier würden sich alle immer auf einen Kaffee treffen, zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Egal, ob freundschaftlich oder geschäftlich. Ich solle mich da also nicht wundern. Eigentlich wunderte ich mich in diesem Augenblick nur, warum ausgerechnet diese Eigenheit diejenige war, die er mir als erste über Zagreb zu berichten wusste.

Aber da waren wir schon bei Berlin gelandet und seinem erfolglosen Versuch, ein charmantes Café in dieser Stadt zu finden. Offenbar war er mit seinen Eltern damals im Regierungsviertel oder irgendwo rund um die Charité geraten. Kein Ahnung, wo sie genau langgelaufen waren oder nach was sie Ausschau gehalten hatten. An Genaueres als “Mitte, irgendwo beim Brandenburger Tor” konnte er sich nicht erinnern. Etwas anderes konnte ich mir nun wahrlich nicht vorstellen. Ich jedenfalls kam aus dem Staunen nicht mehr raus.

Zagreb

6. August 2015
by katrin
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“Ich möchte zu bedenken geben, …”

Fragen hilft. Immer.

Ich schreib das jetzt zur Hälfte auch als Mantra für mich selbst. Aber… weshalb ich da grade drauf komme, ist eine Kundensupport-Email. Und ich sterbe grade ein wenig, weil ich obigen Hinweis gerne in meine Antwort einbauen möchte, aber nicht in die “herablassend reagieren”-Falle tappen möchte. Schwierig, schwierig. Deswegen weiche ich jetzt hierdrauf aus.

Also: Ich habe eine Brille inkl. Gläser bestellt, zur Abwechslung mal online. Nun ist es bei meiner Sehstärke und meinen Korrektionswerten so, dass die Gläser oft ein wenig nach innen über die Fassung rausstehen. Mir persönlich ist das ja vollkommen schnuppe. Anderen offenbar nicht so. Und bei nicht-Kunststoffbrillen kann ich das auch total nachvollziehen. Na, auf jeden Fall gibt’s nun also immer die Option extradünne und superdünne Gläser zu bestellen. Und machen wir uns nichts vor, es geht dabei natürlich auch immer darum, noch ein wenig mehr Geld zu verdienen. Kapitalismus ist schließlich Kapitalismus.

Mir ist das, wie gesagt, egal. Ich beantworte die Frage danach auch regelmäßig mit nein. Im Laden ist das eine Sache von 30 Sekunden als Teil aller anderen Dinge, die mensch beim Brillen- oder Glaskauf abklärt.

Online war beim Punkt “Glasstärke” nun aber keine Frage mit dabei, bei der ich angeben konnte: “Ja, ich kenne die Unterschiede und entscheide mich hier bewusst.” Und weil das eben fehlt, kam nun eine Email vom Kundensupport. Sehr höflich formuliert, möchte die Mitarbeiterin zu bedenken geben, dass… und führt dann alle Vorzüge schmalerer Gläser auf.

Und ich denke mir so: “Gute Frau, ich trage seit 15 Jahren immer die gleiche Art Fassung mit immer der gleichen Art Gläser mit Sehstärke und Korrektionswerten in immer nah beieinanderliegender Stärke.” Das kann sie natürlich nicht wissen. Aber, und nun komme ich zum Punkt, sie bzw. der Kundensupport als Teil des Unternehmens kann es antizipieren. Und deswegen: Fragen hilft. Immer. Anstatt “zu bedenken zu geben”, hätte ich hier gerne eine Frage und mehr Awareness für die potenziellen Kontexte des Gegenüber. Sowas wie “Ich wollte nur mal sicher gehen: Kennen Sie schon…?” Kapitalismus ist ja leider sehr anpassungsfähig. Der verkraftet das schon.

Auf sowas kann ich nämlich ganz einfach und ganz höflich mit “Ja, kenn ich schon. Danke der Nachfrage!” antworten. So, und jetzt schau ich mal, wie ich meine 15 Jahre Brillen- und Gläserkauf-Erfahrung in der Antwort unter kriege.

23. July 2015
by katrin
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Neid.

Kommt besonders gerne mit dem von mir so heiß vergötterten Selbstmitleid.
Nagt und frisst sich fröhlich durch meine Eingeweide.
Noch viel schlimmer, er zerfrisst meine Lebensfreude und meine Unbeschwertheit.
In Kombination mit dem Wissen, dass andere nichts dafür können, suche ich die Schuld bei mir.
Aber er ist immer noch da.
Und verblendet damit drei wichtige Dinge.
Meine eigenen Handlungen zu sehen, die meinen Wünschen im Wege stehen.
Die Handlungen anderer als das anzuerkennen, was sie für mich bedeuten, Handlungen, die mich ziemlich anpissen.
Die Realität der Veränderungen zu sehen und von dort aus weiterzugehen.
Time never turned back.

27. January 2015
by katrin
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“and then you go back to your real life, eh?”

Wie ich diesen Satz hasse!

“Real life”. Schon im Zusammenhang mit der digitalen Welt finde ich die Unterscheidung zwischen real life und digital life total bescheuert. Als ob jeder Mensch plötzlich jemand komplett anders wird und sämtliche Verbindungen zur scharf abgegrenzten nicht-digitalen, virtuellen Welt plötzlich gekappt würden. Als ob nicht hinter jedem Tweet, hinter jedem Profil, hinter jedem Photo, hinter jeder Unterhaltung Menschen sitzen würden. Als ob die Interaktionen im Netz nichts wert wären. Oder zumindest nicht den gleichen, “echten” Wert hätten.

Den obigen Satz aber hörte ich die ersten Male, als meine Zeit in Neuseeland sich langsam dem Ende näherte und ich davon erzählte, dass ich nun bald wieder nach Berlin zurückkehren werde. Geäußert von Menschen (sowohl in Neuseeland als auch hier in Berlin), die zu diesem Zeitpunkt nicht auf Reisen waren. Geäußert aber auch von Menschen, die gerade auf Reisen waren.

And again: Als ob die Zeit des Reisens nichts Wahres wäre. Als ob die Begegnungen mit den anderen Menschen dort nicht einen krassen Eindruck auf mich gemacht hätten. Als ob diese Lebenszeit nichts wert wäre. Oder zumindest nicht den gleichen, “echten” Wert hätte.

Klar. Auf Reisen zu sein, ist etwas Besonderes. Weil nur die wenigsten Menschen auf diesem Planeten die Möglichkeit haben, überhaupt, geschweige denn für längere Zeit an einem anderen Ort zu leben und zu sein. Weil der Default der ist, an einem Ort fest zu leben, zu arbeiten und es sich in den Mühlen des Geldverdienens und des Alltags gemütlich zu machen. Und nebenbei dem Zynismus dieser Welt zu erliegen.

Und damit bin ich genau beim Punkt. Freunde, Obdach, Geld brauche ich überall auf dieser Welt. Von manchem mehr, von manchem weniger. Je nachdem, wie jede*r von uns so drauf ist. Ich kann mich unterwegs einsam fühlen. Ich kann in der Gegend, in der ich hauptsächlich lebe, viele wunderschöne Ecken entdecken. Aber egal wo, es ist alles real life. Weil es verfickt nochmal alles real ist. Weil ich es erlebe. Und wenn auch in Zukunft alles gut geht: Weil ich das Reisen zu einem Teil meines Alltags mache.