die katrin

my photography & other stuff

14. December 2011
by katrin
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Von Ärztinnen und Ärzten, die ihr Essen selbst zahlen. Und dem eigenen Mund, den man aufmachen kann.

Neulich wieder so ein kleiner Moment, an dem die Schale pro “Glauben an die Menschheit” mal wieder ein paar Gramm Gewicht gewonnen hat.

Vor ein paar Tagen gab’s in der Berliner Zeitung den Artikel “Gegen Ärztekorruption: Der Unbestechliche“. Jaja, etwas reißerisch betitelt, aber mit der spannendsten Entdeckung der letzten Monate. Es gibt nämlich die Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte. Die haben keinen Bock mehr auf die ständigen Werbebesuche der Pharmabranche, sie haben keine Lust mehr, in Schaufensterauslagen ihre Patienten zu behandeln und sie brauchen auch keine bezahlten Urlaubsausflüge, um sich auf dem neuesten Stand der Forschung zu halten.

Große Begeisterung auf meiner Seite. Vor allem, weil ich angesichts der scheinbaren und echten Übermacht der Pharmakonzerne immer nie so recht wusste, wie ich selbst damit umgehen kann, was ich tun kann. Vor allem, weil ich neben den Standards bislang alle paar Jahre mal zum Arzt muss und im Grunde nie mit Medikamenten hantiere. Die Gelegenheit zu kritischen Nachfragen bezüglich der verschriebenen Pillen und Säfte (das Einzige, was mir je in den Sinn kam) habe ich nie genutzt. Eigentlich habe ich nie groß drüber nachgedacht, was wie wo passiert, wenn ich mal von A nach B geschickt wurde.

Mein erster Impuls beim Lesen der mezis-Seite war, super, sofort Arzt wechseln. Aber auch meine Hausärztin? Bei der ich seit 10 Jahren bin und der ich immer hoch anrechne, dass sie jedes Mal fragt, was sonst noch so los ist im Leben. Nein, es geht auch anders. Ich werde sie beim nächsten Mal fragen, wie das bei ihr so aussieht mit den Vertreterbesuchen und den kostenlosen Medikamentproben und den gesponsorten Pharmakonferenzen. Und ich werde ihr von den Mezis erzählen. Wechseln kann ich im Zweifelsfall dann immer noch.

28. November 2011
by katrin
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“Kontrollapparat außer Kontrolle”

[Vorab. Dieser Post lag ein Weile und wartete auf seinen Moment. Nach creezy’s Post von Sonntag ist dieser Moment nun gekommen. Es ist ein langer Text geworden. Aber er lohnt sich. Für die, die selbst in einer solchen Situation stecken oder dort waren. Ihr seid keine Einzelfälle! Noch vielmehr für die, die das Glück haben, bislang nie groß mit den deutschen Sozialbehörden zu tun gehabt zu haben. Vor allem aber für diejenigen, die immer nicht so recht glauben wollen, dass unser geliebter Sozialstaat auf die tritt, die schon am Boden liegen. Ich hoffe, ihr erkennt in diesen Zeilen mehr als nur individuelle Fehler. Wovon hier im Detail erzählt wird, sind strukturelle Missstände.
Die Schulden bei der Krankenkasse waren hier übrigens nicht das einzige Problem, auch wenn es streckenweise so klingen mag. Der nachfolgend beschriebene Moment steht mittendrin in einer langen Reihe von ähnlichen Ereignissen. Die, so sieht es derzeit aus, sich zu einem guten Ende wenden.]

℘℘℘

Neulich in Berlin: Das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung eine Freundin kurz vorm völligen Aufgelöstsein. Aus den schnell dahingehaspelten Sätzen verstand ich ungefähr das: “Wohnung”, “Schloss ausgetauscht”, “Schlüssel bei der Polizei abholen”, “kann ich erstmal bei dir vorbei kommen”. Schockschwerenot! Einbruch? Nee, die tauschen das Schloss doch dann nicht aus. Aber was dann? Also erstmal zusammen auf den Balkon setzen und mit ‘nem Bier wieder runterkommen. Und das, was sich an diesem Abend auftat, ist mehr als nur “die dunkle Seite der Macht hat interne Probleme” ((c) bhrgero). Es ist eine Geschichte, deren Moral (mal wieder) lauten wird: Deine Würde ist nur dann unantastbar, wenn du die Kohle dafür hast.

Aber der Reihe nach, in einem kleinen Interview.

Du bist an dem Abend nach Hause gegangen und wurdest an deiner Wohnungstür mit einem Zettel einer Gerichtsvollzieherin begrüßt und dem Hinweis der Polizei, dass dein Schloss ausgetauscht wurde und du den Schlüssel bei der nächsten Polizeistelle abholen könntest. Was ist passiert?

Ja, wo anfangen … eigentlich war diese Begebenheit nur ein weiteres Highlight einer ganzen Verkettung von … ich nenn es mal Missgeschicken. In diesem Fall geht es um die Sache mit meiner Krankenversicherung: Ich hatte meine Beiträge der letzten 2 Jahre (2009 und 2010) nach Maßgabe der Krankenversicherung bezahlt. Irgendwann fiel ihnen auf, dass noch kein Steuerbescheid vorläge und die Beiträge wurden nachträglich neu festgesetzt.
Ich sollte mal eben knapp 9.000 € bezahlen. Verstanden habe ich diese Logik nicht. Übrigens auch nicht die Schreiben von der KV, die waren lang, kleingedruckt und eben einfach unverständlich. Ich dachte mir, naja, das wird schon seine Ordnung haben, wusste aber weder, was nun zu tun sei noch wo ich mal eben das Geld herkriege. Irgendwann kam dann ein Stapel Briefe vom Hauptzollamt: an einem Tag so 20 oder 25 Stück, für jeden Monat einer oder so. Vom Hauptzollamt, weil die mit der sogenannten Beitreibung beauftragt wurden. Oder auch pfänden können. Continue Reading →

27. November 2011
by katrin
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Die neue Gesundheitskarte: ja/nein/vielleicht.

Auch ich gehöre zu den Menschen, die von ihrer Krankenkasse bereits von den Vorzügen der neuen Gesundheitskarte informiert wurde. Der Tonfall des Schreibens klang ein bisschen so als würde mich mein Autoverkäufer zur Jahresendverkaufsveranstaltung einladen. “Freuen Sie sich auf unsere neuen Modelle mit allen erdenklichen Extras und viel Raum für Ihre Sonderwünsche!”

Nun ist die Krankenkassenkarte aber kein sportives Präventionsprogramm, das man mal so mitmachen kann, um danach das Gefühl zu haben, etwas Gutes für seine Gesundheit getan zu haben. Skeptisch suchte ich nach dem Kleingedruckten, wonach die in feinstem Marketingsprech formulierte Werbung nur der Mantel eines Zwangs sei und ich – so ich nicht innerhalb von 3 Tagen meine Daten übermittle – polizeilich gesucht würde, um das Photo für die Karte notfalls in der Gefangenensammelstelle zusammen mit all den anderen renitenten Kritikern der Gesundheitskarte abzuliefern. Doch nichts dergleichen fand sich in diesem Schreiben.

Immer noch skeptisch befragte ich meine werte Followerschaft und erhielt beruhigende Antwort von Tobias (@Tobias_Schulze). Für den Moment hat das alles keine Eile. Warum und wieso, das beschreibt Björn Grau in seinem Post “Warum ich erstmal keine elektronische Gesundheitskarte bekommen muss” sehr schön. Ebenfalls enthalten eine kleine Handlungsoption für das nächste Gespräch mit dem eigenen Sachbearbeiter.

Wenn das also das nächste Werbebriefchen bei mir eintrudelt, weiß ich, was ich tun werde.

26. November 2011
by katrin
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Schönheitsmythen für uns alle.

Dieses Bild sieht die Feministin Naomi Wolf im Schönheitswahn widergespiegelt. In „Der Mythos Schönheit“ beschreibt sie diesen als „politische Waffe“ und als „heftige reaktionäre Rückschlagsbewegung gegen den Feminismus“ mit dem Ziel, „das gesellschaftliche Vordringen der Frauen aufzuhalten.“ In dem Maß, wie es Frauen gelungen war, sich vom „Kinder-Küche-Kirche-Weiblichkeitswahn“ frei zu machen, habe nun, so Wolf, der Schönheitsmythos die Funktion als „Instrument sozialer Kontrolle“ übernommen.

Wie immer mein Gedanke an dieser Stelle, hier noch die männliche Perspektive hinzuzufügen. Schönheitsmythen, die von allen Beteiligten die Männer zum Subjekt und Objekt haben.

24. October 2011
by katrin
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Die Frage nach der Farbe.

Sie geistert ständig im Raum herum. Ich persönlich nutze schwarz-weiß bei meinen Bildern nur sehr selten. Wie z.B. das eine Mal, als ganz Berlin in Schnee eingehüllt war und die Bilder förmlich danach schrien. Es war allerdings auch der einfache Weg.

wisbyer straße

Immer mal wieder probiere ich aus, wie die Bilder in schwarz-weiß wirken. Die wenigsten sehen darin besser aus. Die Eindrücklichkeit geht verloren. Gute schwarz-weiß-Bilder brauchen im Moment des Photographierens das richtige Setting aus Licht, Kontrast und Struktur. An so etwas denke ich selten, wenn ich draufhalte.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass farbige Bilder schwieriger seien, weil man bei schwarz-weiß im Zweifelsfall einfach ein bisschen an den Tonkurven drehen kann und dann kommt schon was passables raus. Ich konnte das nie nachvollziehen, was zum einen an meinen eigenen Ansprüchen bzgl. guter schwarz-weiß-Bilder liegt, zum anderen aber auch daran, dass ich gerne mal eine geringe Sättigung und viel Schwarz als Helfer in der Not zum Einsatz bringe. Alles nicht so aufdringlich? Ja, super, passt.

Aber am Ende des Tages gibt es kein “dies oder das ist auf jeden Fall immer besser”. Am Ende des Tages kommt es darauf an, was das Bild sagen kann und möchte, was der Photograph in seinem Bild sieht und welche Bildsprache dafür am Geeignetsten erscheint.

Inspiriert durch Martins Gegenüberstellung auf visuelleGedanken.de.