die katrin

my photography & other stuff

28. May 2011
by katrin
0 comments

Wege in die Zukunft.

Soeben spülte mir mein Feedreader diese Bilder aufs Display.

(von bemme)

(Andrew Smith, via electru)

Und ich weiß: hell yeah, baby!!! Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich dort sein. Landauf, landab die Gegend und die Menschen erkunden. Ein Jahr lang mit ihnen arbeiten, feiern, das Leben genießen. Und es fühlt sich verdammt nochmal total geil an, endlich die ersten 1.000 Euro dafür aufs Sparkonto gepackt zu haben.

26. May 2011
by katrin
2 Comments

Die wenigen Tage vor dem Urlaub.

Natürlich kommt das neue Projekt ausgerechnet jetzt rein. Am Sonntag geht es los, ab in den Norden, ab an die Ostsee. Worauf ich hoffe, sind 6 Tage Ruhe, Ausschlafen, Sonne, Strand und Meer. Natürlich werde ich mein Telefon dabei haben. Aber ich drücke mir fest die Daumen, dass es nicht klingeln wird.

Ich überlege hin und her, wieviel Verfügbarkeit ich anbieten werde. Grundsätzlich bin ich jederzeit erreichbar. Jung, dynamisch und flexibel wie ich bin. Aber ich weiß auch, dass ich mir in den Hintern beißen werde, wenn der Anruf wirklich kommt. Weil ich dann schon in Urlaubsstimmung bin und meinen Knackarsch vom Strand erheben und meine Füße vom Board nehmen muss, um mich an den Laptop zu setzen. Also doch die alte Beamten-Schreckschrauben-Prinzipien-Nummer durchziehen und vorher alle anzicken, damit auch wirklich ja keiner auf die Idee kommt, mich anzurufen? Aber nein, so will ich nicht sein und so muss es auch nicht werden.

Denn mal hand auf Herz. Was steckt denn wirklich hinter “Grundsätzlich bin ich jederzeit erreichbar”? Glaube ich denn wirklich, dass ich so unersetzbar bin, dass während meines Urlaubs Dinge passieren, die niemand anderes erledigen kann? Die im Zweifelsfall nicht noch eine Woche warten können? Eine alte Prokrastinateursweisheit besagt, dass die Hälfte aller dringlich erscheinenden Sachen sich von selbst erledigen oder in ihrer Dringlichkeit rapide abnehmen, wenn man nicht sofort reagiert. (Zahl im Übrigen frei erfunden.) Also mal schön entspannt bleiben und nicht der Hektik der Deadline-Panikmacher verfallen. Denn Deadlines fallen nicht gottesgewollt vom Himmel, sondern werden von Menschen unter der Annahme bestimmter Machbarkeiten aufgestellt. Und können genauso also auch von den Menschen wieder neu aufgestellt werden.

Aber das Wichtigste: Gute, fähige Leute werden das Kind ganz wunderbar schaukeln. Und vielleicht bin ich nur ein bisschen nervös, weil ich die eine oder andere Gelegenheit verpasse, etwas von ihnen zu lernen.

25. May 2011
by katrin
0 comments

“Kaufmann and his two Ordnungsbehörde colleagues …”

Der Konstantin hat heute morgen einen Artikel in der NY Times verlinkt: Germany’s Anti-Chaos Crusaders.

Mal abgesehen davon, dass das absolutes erster-Kaffee-Material ist, weil es die German Biederkeit so herrlich vorführt, wird mal wieder sehr schön deutlich was in diesem Land u.a. so schief läuft. Erwähnt wird eine Radfahrerin, die von einem Ordnungsamtsmenschen angehalten wird, weil sie in der Fußgängerzone Rad fährt. Der Reporter spricht kurz nach dem Zwischenfall mit der Radfahrerin, die sich rundheraus wünscht, es gäbe mehr Beamte, die die Straße patrouillieren.

Bloß kein Chaos und bloß nichts selber dafür tun. Ich persönlich fände ja ein bisschen mehr Chaos und dafür auch ein bisschen mehr Eigeninitiative ein spannendes Sozialexperiment.

24. May 2011
by katrin
0 comments

Moinsen.

Nachdem ich ‘nem Kumpel neulich mit meiner Acid House Kings-Begeisterung doch tatsache noch ein kleines Schmunzeln aus seinem völlig übernächtigten Gesicht gelockt habe, blubberte ein letztes “Ladytron” aus seinem Mund, bevor er wieder in katatonischer Starre verharrte.

Er verriet mir dann im Nachhinein, dass es sich dabei keineswegs um seine derzeitige Lieblingsband handelt, sondern dies eine Empfehlung à la “wenn du die geil findest, wirst du die mindestens mögen” gewesen sei und er in seinem Zustand es doch tatsache noch zu meinem persönlichen Amazon-Advisor gebracht hatte. Den Vergleich kann ich jetzt nur bedingt zur Weiterbenutzung empfehlen. Die Acid House Kings machen klassischen Indiepop allerfeinster Zuckergüte mit ekstasebringenden Melodien. Ladytron hingegen sind (für meinen Geschmack) viel zu elektronisch, als dass ich auch nur ansatzweise in den gleichen Begeisterungstopf fallen könnte. Die Stimmen der beiden Sängerinnen sind btw das vergleichende Merkmal. Die sind wirklich recht ähnlich. Aber genug gelabert. Jetzt gibt’s trotzdem Ladytron. Weil ich nämlich den Text von diesem Lied hier total toll finde. Ein sanfter Anstupser, an die Vergangenheit zu denken, und sie der Gegenwart gegenüberzustellen.

Meine Damen und Herren,
Ladytron und “Seventeen”:


DirektSiebzehn

19. May 2011
by katrin
0 comments

Moinsen.

Weil ich hier schon wieder den ganzen Morgen wie eine bescheuerte durch die Wohnung tanze, zwischenzeitlich unterbrochen von wilden Kopfschüttelsoli am Schreibtisch (z.B. genau jetzt), ist es an der höchsten Zeit, eine alte Kolumne wiederzubeleben: Die Moinsen-Reihe.

Meine Damen und Herren,
bitte lockern sie ihre Fußgelenke, schicken Sie den Frosch in ihrem Hals über den Jordan und nehmen Sie die Grundstellung ein. Es folgt: Das Go! Team mit “Buy Nothing Day”.


DirektOhneKohleDastehen

18. May 2011
by katrin
0 comments

Spanien und die Medien in Deutschland.

Heute, am 18. Mai 2011, laufen den mittlerweile vierten Tag in Folge Demonstrationen, Protestcamps und Kundgebungen in Spanien. Es sind die jungen Menschen des Landes gegen die Regierung und die Finanzelite, die eine Politik für sich selbst betreibt. Einen fixen Überblick zur Situation und den Hintergrünen gibt es bei Telepolis und bei Spreeblick. Einen kontinunierlichen Blick in die europäische Netzwelt wirft @rafaelwv, hier sind auch immer wieder Hinweise auf Livestreams dabei. Den ersten Einblick in die Ereignisse hab ich über das Kotzende Einhorn bekommen.

Gestern war der dritte Tag der Proteste. Das Wissen um die Ereignisse schwappte so langsam im deutschen Twitteruniversum ein. Blick auf Spiegel Online: Fehlanzeige. Blick auf tagesschau.de: Fehlanzeige. FAZ: Fehlanzeige. Einzig bei taz.de fand sich ein Bericht.

Einen halben Tag später, die Nachrichtenredaktionen des Landes haben die ganze Nacht, um zu schauen, was in der Welt noch so los ist. Auf Spiegel Online und tagesschau.de immer noch nichts. Stattdessen dieser Tweet hier:
Die haben also im Ernst alle auf einen dpa-Korrespondenten gewartet, von dem sie abschreiben können..? http://j.mp/lt5b6J #SpanishRevolution”
(von @ twitgeridoo, via @mspro, Link führt zu Google News)

Was ich nicht verstehe: Diese Proteste finden nicht in irgendeinem Dorf in Hintertupfinka statt. Die Proteste finden mittlerweile in über 20 Städten statt. Die Proteste gehen von allen im Staat Spanien lebenden Menschen aus, egal ob in Katalonien, im Baksenland oder im kastilischen Raum. Warum bekommen die jeweiligen Reporter vor Ort davon nichts mit? In der Hauptstadt Madrid, wo die Proteste begannen, laufen doch garantiert genug davon rum. Gucken sie dort auch nur die spanischen Medien und schreiben von denen ab? Das würde einiges erklären, denn die spanischen Medien beziehen auf ihre Weise Stellung, indem sie nämlich kein Sterbenswörtchen über die Zehntausenden auf den Straßen verlieren.

Es geht übrigens nicht darum, dass die Proteste Thema Nr. 1 werden sollen. Dass soll mal ruhig die AKW-Debatte sein. Es geht darum, überhaupt zu informieren. Es geht darum, Zusammenhänge oder zumindest die Bausteine davon aufzuzeigen. Es geht darum, dass wieder ein Land seine Politik derart betreibt, dass die nicht-so-viel-Verdienenden und die Jugend darunter leiden. Dass es wieder die Jugend ist, die auf die Straße geht. Wie in Griechenland, wie in Tunesien. Es geht verdammt nochmal und immer wieder um die Aufgabe, die der Journalismus sich selbst auf die Fahnen geschrieben hat.

16. May 2011
by katrin
2 Comments

Paywalls und das eigentliche Problem damit.

Oliver Reichenstein hat bei Information Architects über Zeitungsverlage, ihre Paywalls, deren Probleme und die bessere Lösung geschrieben: “Business Class: Freemium for News?

Vermutlich wären viele Menschen grundsätzlich bereit, so wie früher am Kiosk auch in digitalen Zeiten Geld für Journalismus auszugeben. Dennoch tun es viele nicht und ich glaube, das liegt nur zur Hälfte an den dunklen Kräften der Kostenloskultur. Die andere Hälfte konnte ich nie so wirklich benennen. Reichenstein bringt es auf den Punkt: Service.
Es ist so simpel wie elegant: Wenn du von den Menschen Geld haben willst, dann schau dir die Menschen an und gucken, was sie wollen, was ihnen den größeren Benefit gibt. Das ist nicht die einfache Befriedigung, Geld für etwas bezahlt zu haben. Sondern einen Vorteil gegenüber der kostenlose Variante zu bekommen.
Was momentan passiert (dass nämlich Design, Werbung usw. einfach gleich bleiben), ist ein Verhalten, bei dem die Verlagshäuser nur an sich denken. Und mit diesem Verhalten werden sie früher oder später mit ihren Näschen am Asphalt entlang kratzen.

(Via hab ich vergessen, es war auf Twitter.)

15. May 2011
by katrin
1 Comment

12 Wege zum Filterkaffee.

Filterkaffee war immer mein Liebling. Mit Espresso konnte ich nie was anfangen. Mein Magen ist einfach nicht gemacht für das, was da aus diesen Espressoautomaten rauskommt. Den Hype darum konnte ich gleich gar nicht nachvollziehen. Das ist wie mit Antipasti. Auf Studentenpartys und in den CaféBarRestaurants dieser Stadt futterten plötzlich alle wie besessen diese ölige Zeugs. Ich probierte es ein paar Mal. Aber meine brandenburgischen Geschmacksnerven kleinbürgerlicher Provenienz und die südeuropäische Olivenölverliebtheit wurden nie Freunde. Mein Magen blieb dem Tomate-Gurke-Salat mit Zwiebeln treu, garniert mit einem Schuss Pflanzenöl und einem Schuss Essig, gemischt mit Unmengen an Salz und Pfeffer.

lieblingstasse

Aber wir waren beim Filterkaffee. Als ich auszog, schenkte mir meine Mum eine sündhaft teure Kaffeemaschine (siehe Bildhintergrund). Eine Dekade lang leistete sie mir gute Dienste. Ihren Kaffee zog ich allen anderen Kaffees vor. Keine Bodumkanne konnte meine Begeisterung wecken, kein Espressokännchen und gleich gar kein noch so delikat zubereitetes, milchschaumbedecktes Heißgetränk. Wenn mein Lebenswandel es mit sich brachte, dass ich das schwarze Gold gehäuft auswärts trank, bekam ich früher oder später Magenprobleme. Da konnte auch kein noch so mildes Zubereitungsverfahren etwas dran ändern. Das Absurde: Der Standard-Supermarkt-Kaffee, gebraut in einer Kaffeemaschine mit Papierfilter, ist eigentlich noch viel schlimmer. Aber mein auf Absurditäten ausgerichteter Körper (ich habe z.B. eine für andere Menschen Ekel erregende Vorliebe für chemisches Süßzeug) hat hierin seinen Frieden gefunden. Es ist ein bisschen wie mit der Kartoffelsuppe, die bei Mama am Besten schmeckt. Wahrscheinlich einfach nur deswegen, weil es das Erste war, was ich kennenlernte und daher einprägsam meine Geschmacksnerven formte.

Die Zeiten des Filterkaffee aber sind vorbei. Seit Indien hat die Bodumkanne gewonnen. Oder French Press, wie ich ich mir mittlerweile angewöhnt habe zu sagen. Oder einfach Kaffeekanne, wie wir sie liebevoll in unserer WG nennen. Aber eines hat immer noch gesiegt: die Kaffeebohne, die als Kaffeebohne in unseren Regalen steht. Die zum Espresso verarbeitete Kaffeebohne ist nichts für mich. Zu gering sind die Mengen, die am Ende in meiner Tasse landen. Zu gut schmeckt der Kaffee und zu viel davon will ich am Tag trinken, einfach nur des Geschmacks wegen.

Insofern ist es wundervoll zu sehen, dass die als Kaffee verarbeitete Bohne einen neuen Siegeszug durch die Coffeeshops dieser Stadt feiert. Allein zum Kaffeegourmet wird es bei mir wohl nie reichen. Dazu ertränke ich meinen Kaffee in viel zu viel Milch.

Weshalb ich auf all das komme? Im Freitag gibt es heute 12 kleine Texte zum Filterkaffee (via @liebernichts aka Sebastian Dörfler). Sie entführen in die Geschichte und ziehen kulturelle und soziologische Bezüge rund um den Kaffeegenuss.

13. May 2011
by katrin
2 Comments

“Lass los! Komm, lass einfach los!”

1. Mai in Berlin. Die abendliche Demo steht auf dem Programm. Ab 18 Uhr versammeln wir uns auf dem Kottbusser Damm vor der Ankerklause, lauschen den Reden und der Musik. Irgendwann geht es zügigen Schrittes los. Den Kottbusser Damm runter, vorm Hermannplatz links in die Sonnenallee, runter bis zur Fuldastraße, rechts rein und an Rathaus Neukölln und den Neukölln Arcaden vorbei, die Flughafenstraße hoch, links in die Hermannstraße, rechts in die Werbellinstraße rein. Das alles ohne große Verzögerungen. Wir waren relativ weit vorne. Ich konnte nicht genau sehen, wieviele Leute noch vor uns waren, vielleicht waren es um die 500-600, vielleicht auch mehr. Um uns herum war es ruhig. Von den eingeschlagenen Banken habe ich in dem Moment nichts mitbekommen.

Als wir in der Werbellinstr. am großen Lagerplatz der alten Kindl-Brauerei vorbeikommen, sehen wir hinter dem alten Brauereigebäude ein paar Mannschaften in grün hervorrennnen. Im Laufschritt halten sie auf die Straße zu. Das spricht sich rum. Der Demozug geht dennoch im zügigen Tempo weiter. Die ersten Steine und Flaschen sind in der Luft. Auf den Fußwegen sammeln sich immer mehr Einheiten. Ziehen an uns vorbei, lassen sich wieder zurückfallen. Die Spannung steigt, aber noch bleibt es ruhig. Unten an der Kreuzung zur Karl-Marx-Straße wird der Demozug gestoppt. Direkt hinter uns ist eine große Lücke in den Zug gerissen, die sofort von mehreren Einheiten gefüllt wird. Wie ich später hörte, standen am rechten Straßenrand zwei Nazis, die mit Hitlergruß die Aufmerksamkeit der nach uns Folgenden auf sich zogen.

Da standen wir also. Polizei um uns rum. Wir eng aneinander in der Kette. Insgesamt passierte an diesem Punkt wenig. Wir standen da, warteten, unterhielten uns darüber, was hier gerade der Stand war. Aber das was währenddessen passierte, war intensiv genug.
Einer dieser Momente: Ein paar Meter neben uns plötzlich und ohne ersichtlichen Anlass griff ein Polizist in schwarz in den äußeren Kreis der Menge und ging einem Mann an den Kragen. Dessen Reaktion war Überraschung und Ärger. Der Polizist wollte ihn offenbar rausziehen, provozierte, wartete auf irgendeinen Grund, um noch härter einzugreifen. Aber es gab keinen Grund. Der Mann blieb vergleichweise ruhig, seine Freunde standen ihm zur Seite, der Polizist ließ los.
Ein anderer Moment: Weiter vorne kam Unruhe in die Menge. Ich konnte von meinem Standpunkt aus nichts sehen und nur vermuten, dass ein paar Polizisten in die Menge drängten, höchstwahrscheinlich mit dem Ziel, ein paar Leute rauszuziehen, die Menge drängte noch enger zusammen. Wie gesagt, gesehen habe ich davon nichts. Aber ich habe die Gesichter der beiden Mädchen auf dem Balkon direkt vor dieser Szenerie gesehen. Ihre Neugier, gepaart mit leichter Belustigung, wandelte sich in blankes Entsetzen.
Danach kehrte wieder etwas Ruhe ein. Der eine oder andere Tabakbeutel wurde rausgeholt. Der letzte Moment: Ich stand zwischen zwei anderen Teilnehmern an hinteren Ende dieser Demogruppe. Wir lösten uns ein bisschen, standen nicht mehr ganz so eng gedrängt. Plötzlich ein Schlag von hinten. Ich wurde gegen die anderen geworfen. Ein Polizist zerrte an mir. Wie ich später erfuhr, hat er sogar seinen Arm um meinen Hals gelegt und mich auf diese Weise nach hinten gezogen. In diesem Augenblick seine Worte, nah an meinem Ohr, mit relativ ruhiger, gelassener Stimme: “Lass los! Komm, lass einfach los!” Ich brüllte noch lauter, um die Aufmerksamkeit der anderen Teilnehmer auf mich zu lenken. Ich ließ mich nach vorne fallen, den Kopf auf den Schultern der anderen, einzig und allein, damit meine Brille nicht runterfällt. Ein Arm legte sich um mich und hielt mich in der Menge. Irgendwann zwischendrin ein Blick nach rechts. Mindestens ein Polizist zerrte an dem Mann neben mir, der noch bei mir eingehakt war. ‘Festhalten! Bloß nicht loslassen!’ ging mir durch den Kopf. Und ‘NEIN! NEINNEINNEIN!!!’

Danach kehrte wieder gespannte Ruhe ein und ein paar Minuten später konnte der Demozug weitergehen, bis dann vorne am Hermannplatz endgültig Schluss war. Wir sind im Nachhinein alle möglichen Varianten durchgegangen, was die Strategie hinter diesem Eingreifen war. Ich hatte nichts getan und auch in der Menge direkt vor uns habe ich nichts gesehen, was das Eingreifen in diesem Moment gerechtfertigt hätte. Ich war wahrscheinlich als Bauernopfer auserkoren mit dem Ziel, Einzelne rausziehen, um die Menge aufzuheizen oder Einzelne am Rande rauszuziehen, um die gut aufgestellte Menge aufzulösen. Variante zwei (irgendjemand bei der Polizei war der Meinung, ich wäre auf einem Video bei einer Straftat zu sehen und hätte nun den Hinweis gegeben, mich dabei aber mit jemand anderem verwechselt) halte ich für unwahrscheinlich. Denn ich hatte so auffällige Kleidung an, dass man sich schon ordentlich vertun muss. Aber andererseits weiß man ja nie so genau.

Soviel also zur Strategie, nur bei reellen Verstößen einzugreifen. Jetzt will ich gar nicht in Abrede stellen, dass diese Strategie im Großen und Ganzen so durchgeführt wird. Die Zeiten, in denen wahllos einfach alles und jeder rausgezogen wurde, sind lange vorbei. Aber die Berichte von Polizisten, die ihre Kollegen wegen Körperverletzung im Amt angezeigt haben (Nr. 1, Nr. 2), sprechen halt auch ihre eigene Sprache.